In welchen Arbeitsumgebungen bietet aktiver Gehörschutz Vorteile?
Im Rahmen unseres Pilotprojektes konnten wir mehrere Einsatzmöglichkeiten identifizieren: zum Beispiel beim Abfüllen von Weinflaschen, beim Metallrecycling, beim Holzzuschnitt im Baumarkt oder in der Kfz-Werkstatt beim Arbeiten mit dem Schlagschrauber. Auch bei Tätigkeiten wie Trennschleifen, Stanzen, Ankörnen oder bei Reinigungsarbeiten mit Druckluft, kam der aktive Gehörschutz gerne zum Einsatz. Er hat eine sehr gute Dämmwirkung und ermöglicht gleichzeitig die Verständigung. Daher bietet er sich gerade für Arbeitsumgebungen mit wechselnden Schallereignissen an. Wer bereits an Lärmschwerhörigkeit vorerkrankt ist, profitiert davon, weil Umgebungssignale und die Sprache verstärkt werden. Das optimale Einsatzgebiet für diese Kapseln muss jedoch immer in der Praxis bei den Unternehmen vor Ort ermittelt werden.
Auf was kommt es bei der Auswahl von Gehörschutz an?
Zunächst sollte der Gehörschutz von der Dämmleistung her für die jeweilige Arbeitssituation geeignet sein. Er muss sich mit Arbeitskleidung und anderer persönlicher Schutzausrüstung „vertragen“, zum Beispiel einem Helm oder einer Schutzbrille. Die Beschäftigten sollten bei der Auswahl immer miteinbezogen werden und Modelle auch über eine längere Zeit ausprobieren können. Denn der Tragekomfort spielt eine große Rolle. Wem beispielsweise das Tragen von Gehörschutzkapseln unangenehm oder zu warm ist, der trägt womöglich lieber Gehörschutzstöpsel. Auch diese gibt es in Form des aktiven Gehörschutzes.
Wie unterstützt die BGHW ihre Mitgliedsbetriebe, um Lärmschwerhörigkeit zu vermeiden?
Die BGHW berät bei der Auswahl des passenden Gehörschutzes für Beschäftigte, ebenso zu möglichen Lärmminderungsmaßnahmen baulicher oder organisatorischer Art. Sie unterhält einen messtechnischen Dienst, der bei der Lärmermittlung im Betrieb unterstützt. Außerdem stellt die Berufsgenossenschaft umfangreiche Informationen zum Thema Lärm, Lärmvermeidung und Gehörschutz zu Verfügung. Hier lohnt sich ein Blick ins Themenfeld „Lärm- und Gehörschutz“ im Kompendium Arbeitsschutz, ebenso wie ins offene Lernportal der BGHW. Dort finden Interessierte Schulungsfilme für die Unterweisung. Außerdem bietet sie für Fachkräfte für Arbeitssicherheit und Führungskräfte regelmäßig das Seminar „Lärm am Arbeitsplatz“ an.