
Aktualisierte DGUV Vorschrift 2
Zum 1. Juli tritt die überarbeitete DGUV Vorschrift 2 in Kraft. Die Vorschrift regelt die Vorgaben für die betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreuung.
Wie haben sich digitale Reha-Maßnahmen und Online-Therapien entwickelt? Sind die digitale Nachsorge und Therapien per Mausklick vergleichbar mit Präsenz-Behandlungen? Expertinnen und Experten der BGHW und ihrer Netzwerkpartner lieferten beim BGHW-Reha-Forum in Bamberg Antworten, aktuelle Aussichten und wissenschaftliche Erkenntnisse.
„Tele-Reha und Online-Therapien können in einigen Fällen eine effektive und gute Alternative für eine Präsenz-Therapie sein“, betonte Dr. Lena Tepohl, Leiterin des Instituts für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm vor rund 185 Teilnehmenden des BGHW-Reha-Forums. „Die Online-Therapie ist einer Präsenz-Therapie nicht unterlegen“, so Tepohl. Das spiegelten die Ergebnisse einer Studie wider, die zum Ziel hatte, die klassische Reha-Nachsorge mit einer Tele-Alternative zu vergleichen. Dazu wurden Versicherte der Deutschen Rentenversicherung befragt, die entweder eine Nachsorge in Präsenz oder eine Online-Nachsorge mittels der Therapie-Plattform „Caspar“ nutzten.
„Durch Nutzung des Heimübungsprogramms sind die Versicherten ortsunabhängig und flexibler, was als positiv bewertet wurde“, so die promovierte Physiotherapeutin weiter. Sie können ihre Therapiepläne auf PC, Tablet oder Smartphone nutzen und angeleitet über Videos und andere Online-Module zu Hause aktiv werden. Die Studie hat deutlich gemacht: „Durch die digitale Anwendung übernehmen viele Menschen mehr Eigenverantwortung für ihre Gesundheit und setzen die Nachsorge zu Hause als Routine fort“, so Dr. Tepohl. Dieses zeigt sich besonders oft in den Bereichen Entspannung und Ernährung, erläuterte sie.
Die Chancen, die digitale Reha-Anwendungen in Zeiten von Fachkräftemangel, langer Wartezeiten und Therapieausfällen bieten, hob Martin Kögler, BGHW-Referent Reha-Management und Teilhabe und Koordinator des Reha-Forums, hervor. „Therapielücken sind ein starker Prädikator für längere Arbeitsunfähigkeit“, betonte Kögler. Eine Studie mit 750 erfassten Versicherten der gesetzlichen Unfallversicherung, darunter auch 100-BGHW-Versicherte, hatte gezeigt, dass Personen, die zwischen der ersten Akutbehandlung und Beginn der stationären Rehabilitation keine Therapien erhielten, deutlich länger arbeitsunfähig waren, als Menschen mit direkten Anschluss-Anwendungen. Um Therapielücken zu vermeiden, könnte Tele-Rehabilitation helfen, folgerte er daraus.
„Digitale Gesundheitsanwendungen, sogenannte DiGA, sind geprüfte, zugelassene und niedrigschwellige Apps, die Therapiemaßnahmen vermitteln. Diese können nahtlos an die Behandlung angeknüpft und zeitnah zu Hause umgesetzt werden,“ so Kögler.
Die Online-Angebote ergänzen klassische Reha-Angebote, wie beispielsweise Akutintervention nach psychischen Gewaltereignissen oder Schmerztherapie, bei Phantomschmerzen für Versicherte nach Amputationen und werden auch von der gesetzlichen Unfallversicherung empfohlen. Durch das Digitale Versorgungs-Gesetz können DiGa, die von Ärztinnen und Psychotherapeuten verordnet werden, seit 2019 erstattet werden. Die BGHW habe ihren Werkzeugkasten entsprechend erweitert. Zurzeit bereite man in einem Pilotprojekt die Tele-Begutachtung bei Berufskrankheiten vor, so Kögler. „Parallel unterstützt und empfiehlt die BGHW die ärztliche Verordnung der zertifizierten DiGA“, ergänzte er.
Auch „Gamification“, die spielerische Nutzung von Online-Anwendungen, kann ein Motor für digitale Therapien sein. Maike Schrader, Gesamtleiterin Therapie des BG Klinikums Duisburg, schilderte in Bamberg anschaulich, wie sich digitale spielerische Elemente in Therapien einbinden lassen. Sie beleuchtete Möglichkeiten und Wege, mit denen auch in Zeiten des Fachkräftemangels gute Therapie-Alternativen angeboten werden könnten. „Gamification wirkt nicht automatisch. Voraussetzung ist, dass die Auswahl der Online-Angebote wissenschaftlich belegt ist, in der Intensität dem Leistungsstand der Versicherten entspricht und individuell angepasst wird“, so Schrader. So könne beispielsweise der Einsatz von Virtual-Reality-Brillen, sogenannte VR-Brillen, motivierend wirken und ein toller Therapie-Motor sein.
Am Beispiel einer Versicherten zeigte sie auf, wie der Einsatz virtueller Realität die Präsenztherapie sinnvoll ergänzte: „Durch den ablenkenden Charakter der digitalen Anwendung konnte die Patientin in einem bestimmten Setting deutlich länger und konzentrierter trainieren, als es ihr zuvor im klassischen Therapierahmen möglich war“, so Maike Schrader. Die sensible Abstimmung auf jeden Einzelnen sei die Voraussetzung für eine erfolgreiche digitale Therapie.
Beeindruckt von der digitalen Entwicklung im Gesundheitsbereich zeigte sich Gabriele Menge- Ullbrich, alternierende Vorsitzende des Klinik- und Reha-Ausschusses der BGHW-Selbstverwaltung: „Es ist gut, dass zertifizierte Online-Angebote eventuelle Lücken schließen und Wartezeiten verkürzen, damit erforderliche Therapien und Anwendungen weiterhin möglich sind“, sagte Menge Ullbrich. Diese innovative Entwicklung sei eines von vielen wichtigen Themen dieses spannenden Reha-Forums. „Aller Digitalisierung zum Trotz: Der persönliche Austausch über aktuelle Entwicklungen und Fachthemen ist durch nichts zu ersetzen“, so Menge-Ullbrich.
Katja Sessig: Wir haben uns bewusst für Berufskrankheiten entschieden, weil hier konkrete Fallkonstellationen auftreten, bei denen eine Tele-Begutachtung - ohne Qualitätsverlust sinnvoll sein kann – etwa bei Nachuntersuchungen von Asbestose-Erkrankungen. In ausgewählten Fällen prüfen wir, ob dieses Format zielführend ist. Gleichzeitig möchten wir Erfahrungen sammeln, um weitere geeignete Einsatzmöglichkeiten zu identifizieren.
Katja Sessig: Digitale Therapien bieten Versicherten mehr zeitliche und örtliche Flexibilität – bei einer niedrigen Zugangshürde – unabhängig vom Wohnort oder der Mobilität. Für Mitgliedsunternehmen bedeutet das: weniger Ausfallzeiten, schnellere Wiedereingliederung und eine moderne, effiziente Versorgung.
Katja Sessig: Nein, digitale Angebote sind eine sinnvolle Ergänzung! Kein Ersatz! Präsenztherapien bleiben wichtig und vorrangig, insbesondere bei komplexen Reha-Verläufen. Unser Ziel ist eine hybride Versorgung, die individuell auf die Bedürfnisse der Versicherten abgestimmt ist – digital, wo es ergänzend passt, persönlich, wo es nötig ist. Daneben soll das Digital-Angebot vor allem auch die Versicherten erreichen, welche ansonsten nicht Präsenzangebote verfügen können. Sei es wegen langer Wartezeiten oder zu großer räumlicher Entfernungen. Denken Sie hier nur landläufig an die Menschen auf dem „platten Land“.
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