
Neuer Job, neues Glück
Eine Berufskrankheit zwang Florian Weidenweber zum Umdenken – mit Unterstützung der BGHW und seines Arbeitgebers Suffel Fördertechnik gelang ihm eine erfolgreiche Umschulung.

Wenn sich ein schwerer Arbeitsunfall ereignet, kommt der Reha-Berater früh ins Spiel. Er begleitet die Unfallopfer und deren Familien über Monate, manchmal Jahre – medizinisch, sozial und organisatorisch. Auch bei Jürgen Merkle, der nach einem Sturz vom Güllefass mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma lange im Koma gelegen hat, ist der BGHW-Reha-Berater Sven Letzgus von Beginn an dabei und sucht stets den Ausgleich zwischen medizinischer Notwendigkeit und familiären Bedürfnissen.
„Herr Merkle, Sie liegen im Krankenhaus Ludwigsburg auf der neurologischen Station. Heute Abend frage ich Sie, ob Sie wissen, wo Sie sind“, sagt die Krankenschwester und verlässt das Krankenzimmer. Abends der Test. Jürgen Merkle kann sich nicht erinnern. Wo er ist? Wie er dorthin gekommen ist? Keine Ahnung. Eine Woche geht das so, dann setzt die Erinnerung langsam ein. Was war passiert? Ende Mai 2024 steigt Jürgen Merkle, erfahrener Werkstattleiter beim Handelsunternehmen Baywa in Ditzingen bei Stuttgart, für die Reparatur eines Güllefasses auf die Leiter. 3, 5 Meter hoch. Schon hundert Mal gemacht. Dann: Sturz vom Güllefass, schweres Schädel-Hirn-Trauma, 14 Tagen Koma. Die Baywa informiert die BGHW über den Arbeitsunfall und Sven Letzgus, Reha-Manager der BGHW, übernimmt die Betreuung des Schwerstverunfallten.
„Das sah gar nicht gut aus“, erinnert Letzgus. Schwere Schädel-Hirn-Traumata sind ein Blick in die Glaskugel, so der Experte. Ob und wie Unfallopfer genesen, sei am Anfang schwer zu sagen. Bei Knochenbrüchen gibt es Erfahrungswerte zum Heilungsverlauf. Bei einem Schädel-Hirn-Trauma dagegen viele Unbekannte. „Es kommt ganz darauf an, welche Bereiche des Gehirns betroffen sind“, erklärt der BGHW-Reha-Manager. Bei Jürgen Merkle musste ein Teil der Schädeldecke entfernt werden, weil der Druck im Kopf so hoch war. Er hat lange gravierende kognitive Einschränkungen mit Sprachstörungen, Wortfindungsstörungen sowie eine ausgeprägte Desorientierung. „Wenn vor mir eine Tasse stand, konnte ich nicht sagen, dass dort eine Tasse steht“, erzählt Jürgen Merkle.
Da er anfangs im Koma liegt und danach noch längere Zeit verwirrt ist, ist Ehefrau Anke Merkle für Reha-Berater Sven Letzgus nicht nur eine wichtige Ansprechpartnerin. Sie spielt auch beim Genesungsprozess eine entscheidende Rolle, „weil die Einbindung der Familie gerade bei kognitiven Störungen eine wichtige Konstante ist“, erläutert der Reha-Manager. Damit Anke Merkle ihren Ehemann so häufig wie möglich besuchen kann, erhält sie von der BGHW ein Extrabudget für Fahrten zu den Kliniken sowie eine Erstattung für zusätzliche Betreuungskosten der Tochter. „Für uns waren das harte Wochen“, berichtet die Ehefrau: Sie ist mit dem zweiten Kind schwanger, fährt trotz der 2,5-jährigen Tochter Katharina täglich ins Krankenhaus Ludwigsburg. Katharina macht währenddessen ihren Mittagsschlaf. Gott sei Dank! Als ihr Mann zu Reha-Klinik nach Neresheim wechselt, übernachtet sie mit der Tochter sonntags bis dienstags in der Nähe der Klinik, um bei ihm zu sein, mittwochs bis samstags versucht sie, für die Tochter eine halbwegs normale Routine mit Kindergarten aufrechtzuerhalten.
Was sie durch diese schwere Zeit bringt: „Nur wer um Hilfe bittet, bekommt auch Hilfe.“ Anfangs schreibt sie – wie ein Tagebuch – ihrem Mann WhatsApp-Nachrichten, obwohl er im Koma liegt. Dann erstellt sie eine WhatsApp-Gruppe, um Freunde und Bekannte auf dem Laufenden zu halten. Bis zu 200 Mitglieder hat die Gruppe und viele bieten Unterstützung an. Aus dem Chat-Verlauf erstellt sie für ihren Mann ein Erinnerungsbuch – mit Bildern von den ersten Wochen und sämtlichen Entwicklungsschritten. Ein toller Moment für sie alle: Als Jürgen Merkle die neue Schädeldecke eingesetzt wird, „jetzt ist Jürgen wieder komplett“, notiert Anke Merkle.
Obwohl für die Genesung der Versicherten immer klar ist: Die Reha hat Vorrang, weiß Sven Letzgus, wie wichtig es ist, je nach Situation Kompromisse zu finden. Eigentlich soll Jürgen Merkle seine letzten Reha-Maßnahmen stationär absolvieren. Aber der Drang, nach Hause zur Familie zu kommen, vor allem wegen der anstehenden Geburt des zweiten Kindes, ist bei ihm sehr groß. Sven Letzgus organisiert den bereits aufgestellten Reha-Plan noch einmal um. „Als Reha-Berater hängt man manchmal zwischen den Stühlen“, sagt er. „Ich habe den Überblick und trage die Verantwortung, medizinisch und sozial die Balance zu halten.“ Stationär wäre Jürgen Merkle in einem geschützten Rahmen gewesen, aber Sven Letzgus kann und will ihn nicht dazu zwingen. Zum Glück findet er mit dem Reha-Zentrum Hess in Bietigheim-Bissingen eine gute neuro-psychologische ambulante Reha und bekommt einen Platz für Jürgen Merkle.
Im April 2025 besteht Jürgen Merkle die Fahrprobe und erhält die Erlaubnis, wieder einen Pkw sowie leichte Traktoren zu fahren. Ein wichtiger Schritt, um nach fast genau einem Jahr Ende Mai 2025 mit der stufenweisen Eingliederung bei Baywa zu starten. „Ich nehme die Versicherten bei diesem Prozess stets mit in die Verantwortung und fordere sie auf, selbst bei ihrem Arbeitgeber aktiv zu werden“, sagt Sven Letzgus. Bei der Baywa und Jürgen Merkle ist es überhaupt kein Problem. Der Arbeitgeber schätzt seinen Mitarbeiter sehr und macht von Beginn an alles dafür, ihm einen sicheren Wiedereinstieg zu ermöglichen.
Das Handelsunternehmen Baywa ist in den Geschäftsfeldern Agrar, Baustoffe, Technik und Wärme/Mobilität tätig und bietet seine Produkte und Dienstleistungen Landwirten, Handwerkern und Kommunen an.
Mitarbeitende weltweit: circa 25.000
Standorte Deutschland: circa 400

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