
Ein Chef, der Chancen schafft
„Jeder Mensch hat eine Chance verdient“, sagt Johannes Koenen. Diese Haltung zeigt er auch als Arbeitgeber von Thomas Ressing, dessen Unterschenkel amputiert werden musste.

Durch einen schweren Arbeitsunfall verlor Dirk Boßmeyer im November 2022 sein linkes Bein. Sein Vorgesetzter, Thorsten Hammerich, und seine Kolleginnen und Kollegen am Standort von Getränke Essmann in Bordesholm/Wattenbek setzten alles daran, um dem Familienvater auf dem Weg zurück an seinen Arbeitsplatz zur Seite zu stehen. Für ihre vorbildliche Unterstützung erhielten sie den BGHW-Teilhabepreis „Die Goldene Hand 2025“.
„Wir stehen das zusammen durch“, versprach Thorsten Hammerich, Leiter des Getränke-Essmann-Standortes Wattenbek, nachdem Dirk Boßmeyer durch einen Zusammenstoß mit einem Gabelstapler auf dem Firmengelände schwer verletzt worden war. Hammerich und das Unternehmen hielten Wort. Für das vorbildliche Engagement und die Unterstützung bei der Wiedereingliederung des Beschäftigten erhielten er und sein Team den BGHW-Teilhabepreis „Die Goldene Hand 2025“. „Ich war etwas verdutzt, als ich von der Auszeichnung erfuhr. Für mich ist das, was wir gemacht haben, selbstverständlich “, betonte Hammerich im Interview mit HUNDERT PROZENT. „Es war schwer genug für Dirk. Er hat so viel durchgemacht …“
Nach dem Unfall und während der Rehabilitation stand der Standortleiter des Getränkefachgroßhändlers im engen Kontakt mit seinem Mitarbeiter, dessen Familie und den BGHW-Reha-Fachleuten. Unter seiner Federführung organisierte ein Kollegenteam Unterstützung, wo sie gebraucht wurde, und viel mehr. „Unsere Mitarbeiter sind sehr eng miteinander. Sie standen alle hinter Dirk und sind inzwischen nochmal enger zusammengerückt“, so Hammerich. Natürlich habe man nach dem Unfall die Fahrwege auf dem Firmengelände überprüft, das Wegekonzepte überarbeitet und mögliche Gefährdungspunkte beseitigt, unterstreicht er.
Unmittelbar nach dem Unfall sei die Amputation von Boßmeyers linkem Bein zunächst noch in weiter Ferne gewesen, schilderte der Standortleiter: „Als sie aber wegen der zunehmenden Probleme wegen der starken Quetschung des Beins wahrscheinlicher wurde, rief Dirk mich an und fragte: ‚Thorsten, was soll ich machen?‘“ Nachdem die Entscheidung für die Amputation gefallen war, überlegten Hammerich und Boßmeyer gemeinsam mit BGHW-Reha-Berater Frank Heidemann und der Hilfsmittelbeauftragten Stephanie Wiebensohn, welche Tätigkeiten, Möglichkeiten und Hilfsmittel nach der Rückkehr für eine Mitarbeit infrage kämen.
Bis zu seinem Unfall war der Familienvater als Kraftfahrer in der Auslieferung tätig. „‚Was kannst du dir vorstellen zu machen‘, fragte ich Dirk“, erinnert sich Hammerich. Weiterhin als Lkw-Fahrer arbeiten? „Das war zu schwierig, weil damit auch Arbeiten an der Rampe verbunden sind“, erzählt Hammerich. Schließlich fiel die Entscheidung, einen Gabelstapler auf den Bedarf des Prothesenträgers umbauen zu lassen. Der Hersteller konzipierte in Abstimmung mit den Experten bei Getränke Essmann ein Fahrzeug, das sich per Chip auf Ein- oder Zweibeinbetrieb einstellen lässt. „Das funktioniert perfekt“, sagt Dirk Boßmeyer, der heute in der Leergutlogistik auf dem Betriebsgelände tätig ist. Neben dem individuell eingerichteten Gabelstapler wurde ihm auch ein Büro zur Verfügung gestellt, in dem er sich zwischendurch ausruhen kann, wenn er erschöpft ist.
„Ein solch vorbildliches Engagement spiegelt eine sehr wertschätzende, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur wider und verdient Anerkennung“, betonte Marita Klinkert, Mitglied der BGHW-Geschäftsführung für den Bereich Rehabilitation, anlässlich der Vergabe des Teilhabepreises „Die Goldene Hand“ an Getränke Essmann. „Die diesjährigen Preisträger belegen eindrucksvoll, wie berufliche Wiedereingliederung gelingen kann, selbst wenn Menschen noch mit schwersten Verletzungsfolgen zu tun haben“, so Klinkert. Das bestätigte auch der Versicherte Dirk Boßmeyer, der es kaum erwarten konnte, wieder in die Firma zurückzukehren. Ein gutes Jahr nach seinem Unfall war er wieder da. „Ich fühle mich total wohl hier. Die Firma ist für mich wie eine Familie“, sagt der aktive Amputierten-Fußballer. Und er wisse zu schätzen, was sein Chef und seine Kollegen für ihn getan haben. „Ich kann nur an andere Arbeitgeber appellieren, ihre Beschäftigten in ähnlichen Situationen zu unterstützen“, betont sein Chef Thorsten Hammerich. „Unsere Mitarbeiter sind unser wertvollstes Gut!“
Die Wurzeln des Traditionsunternehmens liegen in der 1916 in Lingen gegründeten Lobenberg KG, die 1975 von den Brüdern Heinrich und Henning Essmann übernommen und in Getränke Essmann umfirmiert wurde. Im Jahr 2008 wurde der Getränkefachgroßhandel von Heinrich Essmann als 100-prozentige Tochtergesellschaft an die Radeberger Gruppe verkauft.
Seit 2019 gehört Getränke Essmann zu dem 2024 von der Radeberger Gruppe und der Brauerei Veltins neu gegründeten Joint-Venture DGL – Deutsche Getränke Logistik. Schwerpunkte von Getränke Essmann selbst sind der Handel, die Gastronomie und der Getränkefachhandel.
Standorte: 19, einschließlich der beiden Verwaltungshauptsitze in Lingen und Dortmund

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