
"Ein Meilenstein für den Arbeitsschutz"
Bis zum 19. Oktober zeigt die DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund einen Streifzug durch die Geschichte der Berufskrankheiten. Ein Interview mit den Organisatorinnen.
Ob auf der Fahrt zum Job, in der Freizeit oder bei der Arbeit im Lkw – alle wollen möglichst schnell ans Ziel kommen. Trotz schwerer Augenlider und Gähnen versuchen Autofahrende durchzuhalten und verzichten auf notwendige Pausen. Dabei ist Müdigkeit am Steuer genauso gefährlich wie Alkohol.
Häufiges Gähnen, frösteln, brennende Augen, vermehrtes Blinzeln, schwere Augenlider – das sind eindeutige Signale: Achtung, da ist jemand müde! Auch psychische Veränderungen wie Nervosität, Gereiztheit oder Aggressivität können Anzeichen für Müdigkeit sein und sollten ernst genommen werden. Denn Müdigkeit führt zu verringerter Reaktionsfähigkeit, nachlassender Konzentration und im schlimmsten Fall zum Sekundenschlaf. Es kommt zu Fahrfehlern. All das erhöht das Risiko für schwere Verkehrsunfälle. Besonders bei langen Fahrten ohne ausreichende Pausen nimmt die Aufmerksamkeit rapide ab. Auf Autobahnen mit ihrer oft monotonen Fahrbahnstruktur ist das besonders gefährlich. Bei einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde, legt man bei nur drei Sekunden Schlaf schon über 80 Meter unkontrolliert zurück.
Das Risiko Sekundenschlaf besteht besonders bei Lkw Fahrenden. Sie sitzen oft lange hinterm Lenkrad und schlafen unregelmäßig. Es versteht sich von selbst, dass sie sich an die gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten halten müssen. Denn Fakt ist: Fast 50 Prozent aller tödlichen Unfälle bei Dienstwegeunfällen der BGHW ereignen sich seit Jahren mit Lkw an Stauenden. Die Ursachen sind vielfältig, aber auch hier spielt nachweislich Müdigkeit neben Ablenkung oder Alkohol- und Drogenkonsum eine wichtige Rolle. Um diese Gefahr zu verdeutlichen, stellt die BGHW den Mitgliedsunternehmen die zerstörte Kabine aus einem solchen Lkw-Unfall zusammen mit einem versierten Betreuer, beispielsweise für einen Gesundheitstag, zur Verfügung. Begleitet wird sie mit einem Vortrag.
Zu wenig Schlaf in der vorherigen Nacht (42,5 Prozent) und grundsätzliche Schlafstörungen (34,1%) nannten die Befragten als Hauptgründe für einen müdigkeitsbedingten Verkehrsunfall in einer Untersuchung der European Sleep Research Society von 2015. Schlafmangel und Schlafstörungen können ganz unterschiedliche Ursachen haben und sollten medizinisch abgeklärt werden. Zu bedenken ist auch, dass Medikamente wie Psychopharmaka oder zur Behandlung von Herzerkrankungen müde machen können.
Pausen machen: Alle 2 Stunden mindestens 15 Minuten Pause machen.
Ausreichend schlafen: Mindestens 7 Stunden Schlaf vor langen Fahrten.
Bewegung an der frischen Luft: Bei Pausen aktiv bewegen und Fahrzeug lüften.
Mitfahrende: Gespräche helfen, wach zu bleiben.
Fahrzeiten planen: Nach Möglichkeit keine Nachtfahrten.
Müdigkeit hat eine ähnlich verheerende Wirkung auf Reaktionszeit und Aufmerksamkeit wie Alkohol – nur redet keiner darüber. Nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen und der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung gilt: Wer 17 Stunden am Stück wach ist, reagiert so langsam wie mit 0,5 Promille Alkohol im Blut. Nach 22 Stunden ohne Schlaf entspricht das sogar 1,0 Promille. Zum Vergleich: Schon ab 0,3 Promille gilt man im Straßenverkehr als relativ fahruntüchtig, wenn Auffälligkeiten auftreten.
Kann man diesen Signalen wirksam entgegenwirken? Grundsätzlich ist es wichtig, sofort eine Pause einzulegen, sobald erste Anzeichen von Müdigkeit auftreten. Eine Faustformel: Alle zwei Stunden mindestens 15 Minute Pause machen. Während dieser Pausen helfen frische Luft und Bewegung dabei, wieder wach und konzentriert zu werden. Auch während der Fahrt können Gespräche mit Beifahrern oder Beifahrerinnen die Aufmerksamkeit fördern und helfen, fokussiert zu bleiben. Doch sowohl Pausen, Gespräche als auch Koffein helfen nur bedingt gegen starke Müdigkeit. Übermannt einen die Erschöpfung, hilft meist nur Schlaf. Schon ein kurzer Powernap von 15 bis 20 Minuten macht wieder fit für eine Weile. Im Vorfeld langer Fahrten sollte zudem für ausreichend Schlaf gesorgt werden – idealerweise nicht weniger als sieben Stunden. Eine weitere Empfehlung: Nachtfahrten vermeiden, vor allem in der zweiten Nachthälfte, da diese Zeiten nicht mit unserem natürlichen Biorhythmus harmonieren.
In Gesprächen zum Thema Verkehrssicherheit die Wirkung von Müdigkeit mit Alkohol vergleichen – das bleibt im Gedächtnis.
Frühzeitige Pausenkultur fördern: lieber 15 Minuten Pause als 100 Meter blind fahren.
Mythen entkräften: Kaffee, frische Luft oder laute Musik sind keine Lösung – nur Schlaf hilft wirklich.
Arbeitszeiten berücksichtigen: Nach langen Schichten das Thema Fahrtüchtigkeit aktiv ansprechen.
Vorbild sein: Offenes Reden über Müdigkeit schafft Akzeptanz und stärkt die Vorbildrolle.
Lkw-Exponat “Tod am Stauende”
Um Mitarbeitende für mehr Verantwortung mit 40 Tonnen zu sensibilisieren, das die zerstörte Lkw-Kabine als Exponat für einen Gesundheitstag oder ein Event geeignet. Sie wird durch den Vortrag „Der Tod am Stauende und die Vision Zero“ von Dieter Schäfer begleitet, eine Kooperation mit dem Verein „Hellwach mit 80km/h“. Alle Infos zum Lkw-Exponat finden Sie hier.
Pedelec-Fahrsicherheitstraining
Ihre Beschäftigten kommen regelmäßig mit dem Pedelec zu Arbeit? Sie stellen Job- oder Leasingräder zur Verfügung und wollen, dass Ihre Mitarbeitenden damit sicher unterwegs sind? Wir unterstützen Sie dabei – mit unserem Pedelec-Fahrsicherheitstraining!
Sicher in meiner Region
Das Seminarprogramm “Sicher in meiner Region – Regio Protect UVT” zur Erhöhung der Verkehrssicherheit besteht aus zwei Präsenzmodulen und einem flexiblen Onlinemodul. Ziel der Maßnahme ist, das besonders hohe Unfallrisiko junger Beschäftigter im Alter von 16 bis 29 Jahre abzusenken. Junge Menschen sollen ihre Kompetenzen in der Blickführung und entsprechende Beobachtungsstrategien ausbauen.
Alle Angebote der BGHW zur Verkehrssicherheit finden Sie hier.
Die Kampagne „komm gut an.“ ist eine Initiative der BGHW und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Auf dem Kanal TikTok machen Azubis für Azubis die Verkehrssicherheit zum Thema. Ziel der Kampagne ist es, junge Menschen für die Gefahren im Verkehr auf den Straßen und im Betrieb zu sensibilisieren und die sichere Mobilität in der Berufsausbildung zu fördern. Zudem bietet sie Verantwortlichen aus den BGHW-Mitgliedsunternehmen Informationen, Seminare und Handlungshilfen zum Thema.
Zum TikTok-Kanal @komm.gut.an
BGHW-Angebote zur Gestaltung sicherer Mobilität in der Berufsausbildung
Hintergrund zur Kampagne „komm.gut.an“
„Hundert Prozent“: Sichere Mobilität im Fokus
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