Was sind nach Ihrer Meinung die drei wichtigsten Aspekte für Radfahrende, um am Straßenverkehr teilnehmen zu können?
Den Weg kennen. Das Rad kennen. Den Körper kennen. Wer sich seine Strecke ganz genau und in Ruhe angeschaut hat, wer sein Fahrrad regelmäßig ausprobiert und weiß, wie es bei welcher Bewegung reagiert und wer im Stande ist, auf bestimmte Situationen mit einer bestimmten Körperhaltung zu reagieren, der ist fürs Erste gewappnet.
Was kann ich tun, um meine Strecke gut zu kennen?
Fährt man beispielsweise mit dem Fahrrad zur Arbeit, sollte man diesen Weg einmal an einem verkehrsarmen Tag in voller Ruhe und mit höchster Konzentration abfahren. Meistens ist für so etwas der Sonntag geeignet. Bei dieser Fahrt sollte man sich einmal ganz genau umschauen und mögliche Gefahren-Punkte ausloten – also uneinsehbare Kreuzungen zum Beispiel. Oder schlechter Bodenbelag, Gullideckel. Wo verlaufen Schienen, wo parken Autos behindern die Fahrt. Dann kann man verschiedene Szenarien in den Gedanken einmal durchspielen und sich überlegen, wie man auf bestimmte Situationen reagiere sollte.
Eine Generalprobe also, vor der eigentlichen Fahrt?
So in der Art. Das machen die Profisportler ja auch vor einem Rennen. Und es kann die Angst vor dem Unbekannten nehmen. Wer sich präventiv auf Situationen einstellt und diese immer wieder gedanklich durchspielt, der kann dadurch Automatismen trainieren, die greifen, wenn man dann doch mal überrascht wird.
Zum Beispiel?
Zum Beispiel an dieser besagten Kreuzung besonders aufmerksam sein oder besser vom Rad absteigen. Zu bestimmten Einfahrten mehr Abstand halten. Als Faustregel gilt: Nach außen selbstbewusst, innerlich aber defensiv fahren. Das bedeutet, selbstbewusst auftreten und seinen Platz einnehmen, aber nicht vergessen, dass man im Vergleich zu den Autos der „schwächere“ Verkehrsteilnehmer ist. Man hat ja keinerlei Knautschzone und wird leicht übersehen. Je größer die Räder eines motorisierten Verkehrsteilnehmers, desto größer der Abstand. Umsichtiges und vorausschauendes Fahren bedeutet dabei auch nicht immer auf das eigene Recht zu beharren, wenn so ein Unfall vermieden werden kann.