
Altersdiversität bei Otto
Wie hält man die unterschiedlichen Generationen im Unternehmen in Balance? Otto macht es vor, mit dem Netzwerk #experienced.
Für Astrid Rickert, zweite Kellermeisterin der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr, und ihr Team ist seit der Flutkatastrophe im Ahrtal nichts mehr, wie es war. Wie das Team heute seinen Job erfüllt und gemeinsam den Wiederaufbau stemmt, beschreibt Rickert in unserer Serie über Sicherheitsbeauftragte.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat einen großen Teil ihrer Arbeitsplätze – und auch ihrer Heimat – verwüstet, teils zerstört: Wenn Astrid Rickert und ihre Kolleginnen und Kollegen der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr aus der Türe gehen, blicken sie auf die Ruinen zweier mehrgeschossigen Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Diese wurden ebenso von den Wassermassen der Flutkatastrophe 2021 zerstört wie das Verwaltungsgebäude, die Vinothek und Veranstaltungsräume im historischen Weinkeller der Winzergenossenschaft. Stark getroffen hat es zudem die Betriebsgebäude in den Orten Walporzheim und Altenahr. Mithilfe eines Ausweichquartiers in Altenahr gehen Verkostung und Verkauf inzwischen an allen drei Standorten weiter. Der Verwaltungs- und Produktionssitz der Winzervereinigung liegt in Mayschoss an der Ahr-Rotweinstraße, gleich gegenüber der Ahr. Hier werden die Trauben zu Wein verarbeitet, die die rund 300 Voll- und Nebenerwerbswinzer der insgesamt 466 Mitglieder aus dem Ahrtal nach der Weinlese anliefern. Der betriebliche Alltag ist geprägt vom Wiederaufbau: Während der laufenden Produktion werden Gebäudeteile abgerissen und teils provisorisch auf- und neugebaut. Es wird repariert und wenn es sein muss improvisiert.
Kellermeisterin Astrid Rickert, die auch Sicherheitsbeauftragte ist, und ihre rund 35 Kolleginnen und Kollegen müssen sich seit der Unwetterkatastrophe bei der täglichen Arbeit ständig neuen Herausforderungen stellen. In wenigen Tagen steht die Anbindung eines Anbaus an die Abfüllhalle bevor. „Wir stellen vorübergehend die Produktion ein und bereiten die Räumlichkeiten entsprechend vor“, erzählt Rickert. Ein Schritt von vielen. Auch um das baufällig gewordene Verwaltungsgebäude in Mayschoss abzureißen, sollen bald die Bagger anrollen. „Es wird Zeit. Der tägliche Anblick ist zermürbend“, sagt 55-Jährige. Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Verwaltung arbeiten bis heute in Containern und in Homeoffices. Glücklicherweise liegen die Produktionsstätte mit Abfüllanlage und Edelstahltanks etwas höher als die Verwaltungs- und Veranstaltungsräume. „Hier war nicht so viel Wasser und wir mussten uns sputen“, erinnert sich Rickert.
Die Natur macht keine Pausen. Die Trauben wuchsen und wenige Wochen nach der Flut 2021 wurde die erste Lese aus den höher gelegenen Weinbergen eingefahren, die nicht betroffen waren. „Wir mussten die Trauben verarbeiten können. Die Winzer leben zum Teil im Haupterwerb vom Verkauf der hier erzeugten Weine,“ konstatiert Rickert. Und während in Mayschoss heute weiter fleißig produziert wird, laufen die Vorbereitungen für den Neubau der Hauptgebäude auf Hochtouren. „Die Pläne sind bereits erstellt. Es wird schön, modern und groß“, berichtet die Mutter zweier erwachsener Kinder, die seit rund 30 Jahren bei der Winzergenossenschaft arbeitet.
Ihre Erfahrung und ihr Know-how kommen Astrid Rickert auch in Krisen zugute. „Was meine Kolleginnen und Kollegen und mich aufrechthält ist, dass immer funktioniert, was wir uns in kleinen Schritten vornehmen. Und alle machen mit. Auch, wenn wir ein hohes Pensum fahren,“ sagt die erfahrene Kellermeisterin. „Wir sind mittlerweile Heldinnen und Helden der Improvisation!" Das beweisen sie und ihr Team auch bei Veranstaltungen und Weinproben, die mangels Räumlichkeiten im Edelstahltanklager durchgeführt werden. Durch die räumliche Ausnahmesituation kamen neue Aufgaben hinzu wie Umräumen, Aufbauen und Dekorieren. „Aber wir erfahren einen tollen Zuspruch. Egal, was wir anbieten. Die Leute kommen. Meist sind die Veranstaltungen sehr schnell ausgebucht,“ berichtet Rickert. Auch beim Kauf einer Kühlanlage für die Weintanks oder bei der Bestellung eines Lastenaufzuges waren schnelle Entscheidungen gefragt. „Seit 2021 haben wir keine Zeit zu verlieren“, so Rickert. Inzwischen wurden zwei der zwei der drei zerstörten Aufzüge ausgetauscht und zur Premiere vor Freude ein rotes Band zerschnitten.
Das gehört für Astrid Rickert, Kellermeisterin der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr und ihr Team seit der Flutkatastrophe im Ahrtal zum Alltag. Mehr dazu im Video.
Unabhängig vom Krisenmodus legen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen größten Wert auf die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten. Das bestätigt auch ihr Kollege Jan Hallerbach: „Nach einem so einschneidenden Erlebnis wie die Hochwasserkatastrophe baut es auf, wenn man sieht, welche Wegmarken man gemeinsam als Team erreicht hat. Wir sind für einander da und achten aufeinander. Das bestärkt uns auch, positiv in die Zukunft zu blicken“, sagt Hallerbach, der während der Flut als Einsatzkraft der Feuerwehr Mayschoss Menschen aus ihren Häusern evakuierte. Sicherheitsmaßnahmen, Arbeits- und Brandschutz werden im Alltag und bei den Neubauplanungen großgeschrieben. Ebenso wichtig sind für Rickert, Jan Hallerbach und ihre Kolleginnen und Kollegen, die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) sowie die entsprechenden Lärmschutzmaßahmen, die unter anderem in der Abfüllanlage erforderlich sind.
Die PSA setzen die Beschäftigten in Eigenverantwortung ein. „Wir passen aufeinander auf“, sagt Astrid Rickert, die einen guten Blick für ihr Team hat. „Wir sprechen viel miteinander. Das ist wichtig. Zumal wir alle die Erlebnisse aus 2021 noch nicht verarbeitet haben“, sagt sie. Eines liegt der Kellermeisterin der Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr besonders am Herzen: „Wir haben nie die Opferrolle angenommen. Wir richten den Blick voller Optimismus nach vorne.“ (rik)
Die Winzergenossenschaft Mayschoss-Altenahr zählt 466 Mitglieder. Davon bewirtschaften rund 300 Voll- und Nebenerwerbswinzer im Ahrtal eine Weinanbaufläche von 150 Hektar. Die 1868 gegründete Genossenschaft füllt jährlich rund 1,2 Millionen Flaschen Wein. Davon sind 45 Prozent Rotwein.
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