
Erste-Hilfe-Auszeichnung: Heldentat in der Werkshalle
Vier Kollegen retteten bei Häuselmann Metall einem Verunglückten das Leben. Die BGHW ehrte sie für ihren mutigen Erste-Hilfe-Einsatz.
Nach einem schweren Arbeitsunfall werden BG-Versicherte optimal auf ihre Rückkehr an den Arbeitsplatz vorbereitet. Um die beruflichen Tätigkeiten in den Therapien genau nachstellen zu können, schauten sich die Reha-Expertinnen und -Experten des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil Bochum die Arbeitsabläufe in einem Logistikfachbetrieb an.
HUNDERT PROZENT begleitete das Team der Abteilung für BG Rehabilitation beim Besuch des Logistik- & Dienstleistungszentrums Zander in Bochum. Wie arbeiten Fachkräfte für Lagerlogistik? Wie sieht ihr Job in der Praxis aus? Welche typischen Bewegungsabläufe und Arbeitsmittel prägen ihren Alltag? Diese und weitere Fragen beschäftigen Ärztinnen, Ärzte, Therapeutinnen und Therapeuten, wenn sie Versicherte der gesetzlichen Unfallversicherung in arbeitsplatzbezogenen Therapien auf ihre beruflichen Tätigkeiten vorbereiten. Die Reha-Fachleute begleiten die Patientinnen und Patienten von der Akutverletzung nach einem Arbeitsunfall bis zur Wiedereingliederung am Arbeitsplatz. In den arbeitsplatzbezogenen Therapien und an Kulissenarbeitsplätzen, die zum Beispiel Arbeiten in Handwerk oder Pflege nachstellen, bilden die Therapeuten mit Versicherten typische Bewegungsabläufe aus dem beruflichen Alltag nach. Sie führen Belastungsproben durch und tasten sich Schritt für Schritt an die Herausforderungen heran.
„Anhand unserer Therapiegeräte können wir viele Handreichungen gut simulieren. Wir sind alle entsprechend geschult und haben auch eine Vorstellung davon, wie die beruflichen Tätigkeiten in der Lagerlogistik aussehen. Ob diese auch der Realität entspricht, davon möchten wir uns in der Praxis überzeugen“, erklärt Dr. Sven Jung, ehemaliger Leiter der Abteilung für BG Rehabilitation der BG Klinik Bergmannsheil Bochum, der die Besichtigungen initiierte.
Die Dimensionen des Zander-Logistikzentrums Bochum sind beeindruckend: Die Hallen umfassen eine Fläche von etwa fünf Fußballfeldern. Als sich das BG-Reha-Team am frühen Nachmittag durch die riesige Lagerlogistikhalle bewegt, ist gerade Schichtwechsel. Die Besucherinnen und Besucher der BG Klinik sind beeindruckt: Immer wieder surren Beschäftigte auf Gabelstaplern, Elektrorollern oder beinahe lautlosen Flurförderfahrzeugen an der Gruppe vorbei. „Auf 36.000 Quadratmetern lagern hier in Bochum rund 48.000 verschiedene Artikel, vom kleinen Schräubchen bis zum Speicher- und Erdtank“, erklärt Zander-Logistikleiter Stefan Spänhoff.
175 Beschäftigte aus 25 Nationen arbeiten am Bochumer Standort des Heizungs- Sanitär- und Elektrogroßhandels. „Davon sind 45 Prozent Fachkräfte für Lagerlogistik. Wir kommunizieren in acht Sprachen. Alle Anweisungen werden multilingual übersetzt“, erläutert Spänhoff. „Unser Ziel ist, dass die Beschäftigten möglichst rückenschonend arbeiten und die körperlichen Belastungen gering sind.“ Hub- und Flurförderfahrzeuge stehen unter anderem als Transportmittel zur Verfügung. „Die Beladung der abgehenden LKW erfolgt über ein speziell dafür ausgebildetes Verlader-Team. Diese Mitarbeiter sind in Sachen Ladungssicherung und Arbeitsschutz besonders fortgebildet, um Unfällen und Überlastungen der Fahrer vorzubeugen“, erläutert Spänhoff während des Betriebsrundgangs weiter. Alle Mitarbeitenden seien mit mobilen Datenerfassungsgeräten ausgestattet. Damit sind die Beschäftigten direkt mit dem Lagerverwaltungssystem verbunden, das den Kommissionierern über Barcodes vermittelt, wo die Ware geholt oder wohin sie gebracht werden soll.
„Das ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe“, stellte eine der Therapeutinnen nach dem Betriebsrundgang fest. „Es ist total super, auch einmal die Praxis und die Arbeitsplätze unserer Patienten zu erleben. So bekommt man ein besseres Verständnis dafür, wie die Menschen arbeiten und wie ihre Arbeitsabläufe und die unterschiedlichen Anforderungen sind, mit denen die Personen konfrontiert sind“, bekräftigte auch ihr Kollege. Darauf könne er die Arbeitstherapie anpassen. Auch Dr. Sven Jung äußerte sich begeistert: „Es war total spannend. Einiges haben wir anders kennengelernt, als es uns Versicherte teils geschildert haben. Gerade was die Wegstrecken und Hilfsmittel angeht, die die Arbeitsabläufe entlasten. „Dies ist auch wichtig, wenn es darum geht, ob der oder die Versicherte weiter im bisherigen Beruf arbeiten kann oder nicht.“
Das bestätigt auch Bea Burke, Gesamtleiterin der Therapiebereiche der BG Klinik Bergmannsheil. „Es habe sehr viel gebracht, die aktuellen Arbeitsabläufe und die eingesetzten Hilfsmittel live zu sehen. „So konnten wir beispielsweise feststellen, dass die Rehabilitanden häufig stehende Tätigkeiten ausführen, was die Anforderungen an die Rumpf- und Beinmuskulatur erhöht. Seitdem werden in den Therapien Muskelaufbau und Beintraining stärker berücksichtigt“, so Bea Burke.
Weiter stellten die Therapeutinnen und Therapeuten fest, dass Akkordarbeit eine große Rolle spielt. „Beim Verpacken von Waren in Kartons werden gleich ablaufende Bewegungen durchgeführt, die wenig Abwechslung für Kopf und Körper bedeuten. Hierfür müssen die Rehabilitanden eine gute Kraftausdauer und spezifische Bewegungsabläufe des Arbeitsplatzes wiedererlangen. Das Setting in der Therapie haben wir entsprechend angepasst“, so die Therapieleitern der BG Klinik. Durch die Besuche vor Ort erhalte das Team wertvolle Impulse, auch für weitere Entscheidungen.
Dieser Meinung ist auch Jörg Nagierski, der als Reha-Berater der BGHW jahrelang in der BG Klinik Bergmannsheil ein- und ausging. Heute ist er Teamleiter der Reha-Beratung der Regionaldirektion West mit den Standorten Bonn und Essen. Die Idee, sich die Arbeitspraxis vor Ort anzuschauen, findet er sehr gut. „Berufsbilder verändern sich, auch deswegen ist der Besuch vor Ort wichtig“, so Nagierski. Er stellte auch den Kontakt zur Firma Zander her. „Diese Besichtigungen der Mitgliedsbetriebe liefern wichtige Impulse, um Therapien entsprechend anzupassen. Das Reha-Team der BG-Klinik besucht auch Mitgliedsbetriebe anderer Berufsgenossenschaften, um tätigkeitsbezogene Therapien und Maßnahmen an den Kulissenarbeitsplätzen zu optimieren“, so der Reha-Fachmann. Diese sogenannte integrierte Rehabilitation sei ein Alleinstellungsmerkmal der BG Kliniken und erfolge in enger Absprache mit den Reha-Beratenden der BGHW. „Das ist ein weiteres Beispiel für die gute partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen BG Klinik und BGHW.“
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