
Rehabilitation: Team der BG-Klinik trifft Lagerlogistik
Um die Rückkehr der BG-Versicherten an den Arbeitsplatz optimal vorzubereiten, schaute sich das Reha-Team der BG-Klinik Bergmannsheil Bochum in einem Logistikfachbetrieb um.
Ein schwerer Arbeitsunfall bei Häuselmann Metall kostete einen jungen Mann beinahe das Leben. Vier seiner Kollegen zögerten keinen Moment. Sie handelten entschlossen, leisteten Erste Hilfe und retteten ihn. Jetzt hat die BGHW sie für ihren herausragenden Einsatz ausgezeichnet.
Die Schreie waren noch lange in seinem Kopf, erinnert sich Martin Sprawski. Es waren die markerschütternden Schreie seines Kollegen Mikel-David Binder. Vor zwei Jahren war der damals 29-Jährige, bei Häuselmann Metall als Leiharbeiter beschäftigt, mit dem linken Unterarm beim unbefugten Bedienen einer Längsteilanlage zwischen die Achsen geraten und betätigte unbeabsichtigt ein Fußpedal. Die Messer der Maschine, die Aluminium spaltet, trennten Binders Hand am Handgelenk fast vollständig ab. Dann waren da nur noch Blut, viel Blut, und markerschütternde Schreie. Einige Mitarbeiter, die zugegen waren, verließen im Schock die Werkshalle oder erstarrten, nicht in der Lage, etwas zu tun.
Mitarbeiter Benjamin Paul war sofort zur Stelle. Er brachte den verunglückten Kollegen in Schocklage und band den Oberarm mit einem Spanngurt ab, um die Blutung zu stoppen. Martin Sprawski war losgerannt, um den Erste-Hilfe-Koffer zu holen, und den Kollegen Hans-Peter Gaber herbeizuholen. Gaber legte einen Druckverband an. Der Verletzte war die ganze Zeit wach. Benjamin Paul redete mit ihm, versuchte, ihn zu beruhigen. Ein weiterer Kollege, Dirk Huskobla, hatte sofort die 112 gerufen und die Lage geschildert. Er rannte zur Einfahrt, um den Rettungsdienst einzuweisen. Die drei anderen Mitarbeiter blieben beim Verletzten, kümmerten sich um ihn, bis der Krankenwagen eintraf, und informierten seine Familie.
Diese vier Kollegen behielten die Nerven und unternahmen die nötigen Schritte, um dem Verletzten zu helfen. Wie ist das möglich in so einer Ausnahmesituation? „Ich habe einfach nur reagiert, nicht nachgedacht, es ist alles wie automatisch abgelaufen“, sagt Hans-Peter Gaber. „Das war wirklich sensationelles Teamwork“, kommentiert Martin Sprawski in der Rückschau. Peter Tillack ist Betriebsleiter bei Häuselmann Metall. Das Unternehmen bietet das komplette Sortiment an Nichteisen-Metallen und Edelstahl-Halbzeugen an, einschließlich aller dafür erforderlichen Bearbeitungsprozesse. Ihn erfüllt das entschlossene Handeln seiner Mitarbeiter immer noch mit Stolz: „Wie reibungslos das gelaufen ist! Ich glaube nicht, dass so viele Menschen dazu in der Lage gewesen wären.“
Dieser Ansicht ist auch die BGHW und hat das vorbildliche Verhalten der vier Ersthelfer ausgezeichnet. BGHW-Aufsichtsperson Arno Weinberg sagt, er bekomme immer noch einen Kloß im Hals, wenn er an die Geschichte denke. „Wir alle können regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse absolvieren, aber auf den Umgang mit einer abgetrennten Hand bereitet uns keiner vor. Die vier Mitarbeitenden haben in einer absoluten Ausnahmesituation Herausragendes geleistet.“ Als Anerkennung überreicht er den anwesenden Ersthelfern jeweils eine Urkunde für vorbildliche Erste-Hilfe-Leistungen. Darüber hinaus erhält jeder eine Geldprämie.
Alle Beteiligten haben diesen Unfall sehr unterschiedlich erlebt und verarbeitet. Martin Sprawski hörte eine Zeitlang nachts in seinen Träumen die Schreie. Auch Hans-Peter Gaber hatte zu kämpfen: „So ein Erlebnis geht wirklich an die Substanz. Ich habe viel mit meiner Frau darüber geredet, um das zu verarbeiten.“ Die schwerste Zeit hatte ohne Zweifel Mikel-David Binder. Die Hand konnte zunächst gerettet werden, wurde jedoch später amputiert. Binder durchlebte eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Vor allem mit Tiefen: Die Verzweiflung, mit nur noch einer Hand leben zu müssen. Die Sorge, wie es nun weitergeht in seinem Leben. Aber es passierte auch Positives: Im Krankenhaus lernte er seine jetzige Freundin kennen, hat mit ihr einen kleinen Sohn. Während der ganzen Zeit hielten die Mitarbeiter von Häuselmann Metall Kontakt zu ihm, unterstützten, wo es ging. Als es ihm besser ging, bot ihm das Unternehmen eine Ausbildungsstelle zum Groß- und Außenhandelskaufmann an. „Von da an wusste ich, dass ich einen Ort habe, wo ich mich aufgehoben fühle. Das hat mir sehr geholfen“, sagt Binder.
Jetzt – zwei Jahre später – anlässlich der Urkundenübergabe treffen sich alle mit Ausnahme von Benjamin Paul im Konferenzraum und lassen die Geschehnisse noch einmal Revue passieren. „Es ist doch ein gutes Zeichen, dass wir heute hier sitzen und relativ locker darüber reden können“, sagt Binder. Er erzählt sogar Anekdoten über seine Handprothese, etwa wie er sie einmal im Bus nicht von der Haltestange lösen konnte und eine Station weiterfahren musste, während seine Partnerin und sein Kind schon ausgestiegen waren. Gut drei Jahre nach dem Unfall steht der heute 32-Jährige wieder voll im Leben: „Natürlich habe ich immer noch zu kämpfen. Ich habe starke Schmerzen, aber ich lebe einen normalen Alltag mit Familie, Arbeit, Sport. Es ist erstaunlich, was Menschen alles aushalten können.“ Immer noch hat Binder wegen seiner Verletzung so viele Termine in Arztpraxen oder medizinischen Einrichtungen, dass die Abschlussprüfung zum Groß- und Außenhandelskaufmann verschoben werden musste. Aber nicht aufgehoben: Er wird weiter Praxiserfahrungen bei Häuselmann Metall sammeln und sich dann wieder zur Prüfung anmelden. Das Leben geht weiter, und der junge Mann versucht, nach vorne zu schauen. Eins ist ihm klar: „Ich hätte bei dem Unfall sterben können. Die vier Kollegen haben mir das Leben gerettet.“
(Beim Fototermin nicht dabei: Dirk Huskobla und Benjamin Paul)
Wenn jemand aus den BGHW-Mitgliedsunternehmen Erste Hilfe geleistet hat oder sich durch besondere Verdienste bei der Rettung von Personen aus einer Gefahr hervorgetan hat, ist das der BGHW eine Belohnung wert. Melden Sie sich mit Ihrer außergewöhnlichen Rettungsgeschichte bei der zuständigen Aufsichtsperson oder bei Ihrem Präventionsberater oder Ihrer Präventionsberaterin. Nach positiver Prüfung des Falls erhält der Retter oder die Retterin eine Urkunde sowie eine Geldprämie.
Kontakt: Bei Fragen zum Thema können Sie sich gerne an Claudia Faber, Referentin Anreizsysteme, wenden.
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