Statistisch gesehen stürzen ältere Beschäftigte in der Höhe besonders häufig ab. Thomas Jacob von der BGHW berät Betriebe zu Arbeiten in der Höhe. Als größten Feind auf dem Dach erkennt er die Routine: „Wer eine Tätigkeit lange ausübt, neigt zur Selbstüberschätzung. Während man eine vermeintliche Routinetätigkeit erledigt, handelt man teilweise unterbewusst – das ist wie beim Autofahren. Auch ein Faktor: Viele Unfälle geschehen in einer vermeintlich geringen Höhe von drei bis vier Metern. Wie fatal ein Sturz enden kann, wird häufig unterschätzt.“
Sicherheitskultur täglich vorleben
Für den BGHW-Fachmann sind Abstürze oftmals ein Zeichen von schlechter Organisation: „Es reicht nicht, hin und wieder eine Unterweisung zu machen. Wir sprechen von einer Betriebs- und Sicherheitskultur, die jeden Tag vorgelebt werden muss. Vorgesetzte müssen wie ein Missionar auf die Gefahren in der Höhe hinweisen – aber im vernünftigen Stil. Man sollte seine Leute emotional und sachlich fundiert ansprechen. So sind die Menschen viel besser erreichbar.“ Neben regelmäßigen, praxisnahen Unterweisungen empfiehlt Jacob, die Gefährdungskenntnisse von Beschäftigten zu prüfen. Auch die häufigsten Absturzarten sollten wiederkehrend thematisiert werden. Das Motto „das wissen die doch eh alles“ ist fehl am Platz. Selbst wenn die Mitarbeitenden in der Theorie alle Gefährdungen kennen, können Wiederholungen das Bewusstsein schärfen, wenn es drauf ankommt. „Es gibt Dinge, die kann man gar nicht oft genug betonen“, sagt Jacob und nennt ein Beispiel: „Improvisationstalent hat auf dem Dach nichts verloren. In diesem Kontext stellt es ein Risiko dar und ersetzt keine gute Organisation. Vorgesetzte sollten das regelmäßig ins Bewusstsein rufen. Zudem haben Führungskräfte natürlich die Aufgabe, alle benötigten Arbeitsmaterialien bereitzustellen. Auch das senkt die Wahrscheinlichkeit von Improvisation.“