
Individuelle Unterstützung am Arbeitsplatz
Individualprävention ist ein Ansatz, um gefährdete Personen vor der Verschlimmerung einer Berufskrankheit zu schützen: Interview mit dem DGUV-Experten Fred Zagrodnik.
Der Sommer ist in Hochform: Schnell können hohe Temperaturen, oft gepaart mit anstrengender Arbeit, zu Hitzeerschöpfung, Sonnenstich und lebensbedrohlichem Hitzschlag führen. Gut zu wissen im Notfall: Was sind die Anzeichen von Hitzeerkrankungen und wie leistet man Erste Hilfe? Und vor allen Dingen: Wie schützt man sich?
Das Jahr 2023 war nach Angaben den Deutschen Wetterdienstes (DWD) das bisher wärmste Jahr seit dem Beginn regelmäßiger Messungen, welches in Deutschland und auch weltweit beobachtet wurde. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird der der Schutz vor Hitze bei der Arbeit deshalb immer wichtiger.
Besonders gefährdet sind Beschäftigte, die im Freien arbeiten, ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Auch Schwangere, Säuglinge und Kleinkinder gehören zu diesen so genannten „vulnerablen Gruppen“, die besonders vor Hitze geschützt werden müssen. „Neben den Gesundheitsgefahren steigt durch Hitze auch das Unfallrisiko“, warnt Dr. Peter Schiefen, Arbeitsmediziner bei der BGHW. „Denn eine hohe Wärmebelastung kann zu Kreislauf- und Konzentrationsstörungen führen, weniger leistungsfähig und müde machen sowie Schwindel verursachen.“
Hitzewellen sind für den Körper extrem belastend. Sie gehen häufig einher mit hoher Luftfeuchtigkeit, oft empfunden als drückende Schwüle. Verschärft wird die Situation durch schwere Arbeit, das Tragen von zu warmer Kleidung und durch zu wenig Flüssigkeitszufuhr. Der DWD spricht von einer Hitzewelle, sobald die Temperatur an mindestens drei aufeinanderfolgenden Tagen höher als 28 Grad Celsius ist.
Der DWD gibt Hitzewarnungen heraus, wenn eine starke Wärmebelastung vorhergesagt wird und eine ausreichende nächtliche Auskühlung der Wohnräume nicht mehr gewährleistet ist. Denn bleibt die Nacht zu warm, verschlechtert sich die Schlafqualität und die Hitze wird tagsüber noch schlechter verkraftet. Es gibt zwei Warnstufen: Eine Warnung vor „starker Wärmebelastung“ erfolgt, wenn die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag bei etwa 32 Grad Celsius oder darüber liegt. Vor einer „extremen Wärmebelastung“ wird gewarnt, wenn die gefühlte Temperatur am frühen Nachmittag einen Wert von 38 Grad Celsius überschreitet.
„Auch ohne eine amtliche Hitzewarnung kann bei höheren Temperaturen Gefahr im Verzug sein, besonders für hitzeempfindliche Menschen“, warnt Schiefen. Der Arbeitgeber muss seine Beschäftigten und ihre individuellen Arbeitsplätze gut im Auge behalten. Einwirkungen durch Hitze, aber auch von UV-Strahlung, sind in der Gefährdungsbeurteilung zu berücksichtigen. Aus dieser leiten sich dann die Schutzmaßnahmen ab, die unsere Infografik zeigt. Unterstützung bei der Unterweisung der Beschäftigten bieten Betriebsärztinnen und Betriensärzte sowie Fachkräfte für Arbeitssicherheit. Auch Sicherheitsbeauftragte können einen wertvollen Beitrag leisten, indem sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen über die Gesundheitsgefahren durch Hitze sprechen, sie auf Schutzmaßnahmen hinweisen und sie in ihrer Selbstverantwortung stärken.
Generell gilt im Notfall bei akuten Hitzeerkrankungen: schnell handeln, den Notruf absetzen und Erste Hilfe leisten. Denn unbehandelt können Hitzeerkrankungen zu Bewusstseinstrübung, zum Kreislaufkollaps oder gar zum Tod führen. Betroffene müssen sofort in eine kühlere Umgebung in Innenräumen oder in den Schatten gebracht werden. Bewusstlose sind in die stabile Seitenlage zu bringen und zu überwachen, bis der Rettungsdienst eintrifft. Wenn keine normale Atmung sichtbar und hörbar ist, ist sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen!
Doch wie machen sich Hitzeerkrankungen wie Sonnenstich, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag bemerkbar? Wie sieht die Erste-Hilfe im Detail aus?
Durch Einwirkung von direkter und starker Sonnenbestrahlung über längere Zeit auf den unbedeckten Kopf und/oder Nacken werden das Gehirn und die Hirnhaut gereizt und können anschwellen. Gefährdet sind insbesondere auch Menschen mit wenig oder keinem Kopfhaar sowie Säuglinge und Kleinkinder.
► Wichtige Anzeichen: hochroter Kopf, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteifigkeit (eventuell auch zeitverzögert), Schwindel
►Erste-Hilfe-Maßnahmen: Betroffene sofort flach in kühlerer Umgebung (z. B. Schatten) mit leicht erhöhtem Kopf lagern. Den Kopf mit feuchten, kühlen Tüchern kühlen und Getränke (z. B. Mineralwasser) anbieten. Betroffene bei Bewusstseinsverlust in die stabile Seitenlage bringen. Rettungsdienst alarmieren!
Hierbei handelt es sich um eine Überwärmung des gesamten Körpers durch Hitze, meist in Kombination mit körperlicher Anstrengung. Achtung: Eine Hitzeerschöpfung kann unbehandelt zu einem Hitzschlag führen!
►Wichtige Anzeichen: Kopfschmerzen, starkes Schwitzen, Hautblässe, schneller Puls, Blutdruckabfall (Schockzeichen!)
►Erste-Hilfe-Maßnahmen: Betroffene in kühlerer Umgebung (z. B. Schatten) bringen und mit erhöhten Beinen und leicht erhöhtem Kopf lagern. Auf keinen Fall weiterarbeiten lassen! Rettungsdienst alarmieren! Sind Betroffene bei Bewusstsein, diese mit ausreichend Flüssigkeit (z. B. Mineralwasser) versorgen. Sollte Bewusstseinsverlust eintreten, stabile Seitenlage herstellen.
Ein Hitzschlag entsteht durch körperliche Anstrengung bei Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit. Die Temperaturregulation des gesamten Körpers bricht zusammen. Dieser überhitzt, da die Schweißbildung zur Kühlung der Haut eingestellt wird. In der Folge steigt die Körpertemperatur.
►Wichtige Anzeichen: hohe Körpertemperatur (heiße, trockene, rote Haut), taumelnder Gang, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Betroffene schwitzen nicht mehr und können das Bewusstsein verlieren.
►Erste-Hilfe-Maßnahmen: Rettungsdienst alarmieren! Betroffene müssen sofort im Schatten flach, aber mit erhöhtem Kopf gelagert werden. Bei Bewusstseinsverlust muss die Lagerung in stabiler Seitenlage erfolgen. Die Kleidung, womöglich auch Schutzkleidung (PSA), wird geöffnet oder abgelegt. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sollte primär im Kopf- und Nackenbereich gekühlt werden, zum Beispiel mit feuchten Tüchern.
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