In den Märkten von David Hegemann arbeiten immer mehr Menschen mit Behinderung. Für sein Engagement und die Einrichtung inklusiver Arbeitsplätze wurde der selbstständige Kaufmann im vergangenen Herbst mit dem Inklusionspreis für die Wirtschaft 2024 ausgezeichnet. Wie es dazu kam und wie Inklusion in der Praxis funktioniert, schildern David Hegemann, Achilleas Tsantekidis und Roderich Dörner, Ansprechpartner für Inklusion bei Rewe West, in einem Gespräch mit HUNDERT PROZENT im Lebensmittelmarkt Meerbusch-Büderich. „Ich bin froh, dass Herr Hegemann mir als Rollstuhlfahrer die Chance gibt, in seinem Supermarkt eine Ausbildung zu machen. Endlich kann ich zeigen, was ich draufhabe. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Achilleas Tsantekidis. Wegen einer Fehlbildung seiner Wirbelsäule ist er seit seiner Geburt beeinträchtigt. Er kann nicht mehr als ein bis zwei Schritte gehen, dann knicken seine Beine ein. Deswegen ist er auf einen Rollstuhl angewiesen.
Im Sommer 2024 hat er in Meerbusch die dreijährige Ausbildung zum Kaufmann im Einzelhandel begonnen. „Bis dahin habe ich nicht geglaubt, dass ich als Rollstuhlfahrer mal in einem ‚normalen Beruf‘ arbeiten würde. Herr Hegemann war bei einer Informationsveranstaltung für Ausbildungsberufe in unserer Schule. Meine Lehrer haben mich empfohlen“, erzählt er, während er durch zwei Regalreihen des Einkaufsmarktes rollt. In seinem Schoß hält er einen Karton mit Kaffeepaketen.
Schnell steht fest - das passt
Schon während seines Praktikums im Lebensmittelmarkt in Büderich stand für ihn und seinen Chef schnell fest: Das passt. Drei Wochen später unterschrieb der 21-Jährige seinen Vertrag. Inzwischen steuert er auf das zweite Ausbildungsjahr zu. Achilleas bleibt mit seinem Rollstuhl vor einem Regal mit Kaffee und Tee stehen, beugt sich nach vorne und setzt – auf Augenhöhe – ein Päckchen Kaffee nach dem anderen ins Regal. „So komme ich noch zurecht. Aber weitere Reihen erreiche ich nicht vom Rollstuhl aus“, sagt er. In Fällen wie diesen bittet er eine Kollegin oder einen Kollegen um Hilfe. So wie jetzt: „Kannst du bitte kommen, Sarah?“, spricht er in sein Funkmikrofon, das am Hemdkragen befestigt ist.
„Hier sind alle sehr hilfsbereit und unterstützen mich“, sagt Achilleas, der als Sohn griechischer Eltern in Düsseldorf geboren wurde. „Es ist wie in einer großen Familie. Die Arbeit macht mir Spaß. Ich kann mir gut vorstellen, später einen eigenen Markt zu leiten“, sagt er. „Ich gebe mein Bestes“, bekräftigt er. Das bestätigt Marktleiterin Sarah Motes, die auf seinen Funkruf reagiert hat. Sie kommt und sortiert die Pakete für ihren Azubi ins Regal. „Ich bin sehr froh, dass er bei uns ist. Achilleas ist eine Bereicherung für unser Team“, sagt sie.