Spitzenbelastung trägt der Muskel allein
Auch in Sankt Augustin bei Bonn, dem Sitz des IFA, testeten sechs Frauen und sechs Männer im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf einem Parcours die Effekte von passiven und aktiven Exoskeletten auf das Muskel-Skelett-System. Sie mussten unterschiedlich schwere Lasten (Gewichte von 10 und 20 Kilogramm) anheben, halten und absetzen sowie ihren Rumpf ohne und mit Last (10 Kilogramm) nach vorn beugen. Die biomechanischen Messungen zeigten, dass Exoskelette je nach System den Körper beim Beugen und Aufrichten unterschiedlich stark unterstützen: Passive Exoskelette entlasten beim Beugen stärker als beim Aufrichten, aktive dagegen unterstützen je nach Regelungseinstellung variabel und teilweise sogar mit einer größeren Wirkung als die passiven. „Mit anderen Worten: Die Entlastungswirkung von Exoskeletten, die den Rumpf unterstützen, tritt nur bei gebeugter Rumpfhaltung ein“, erklärt Dr. Ulrich Glitsch, der die Studie mit Dr. Kai Heinrich am IFA geleitet hat. Auffällig war auch, dass sowohl passive als auch aktive Exoskelette nicht zeitgleich mit der Muskulatur ihre Spitzenkraft erreichen. „Im ersten Moment beim Anheben einer Last müssen die Rückenmuskeln die Spitzenbelastung weiterhin selbst tragen“, sagt Sportwissenschaftler Glitsch. Exoskelette leisten nur eine Teilunterstützung, die in den am IFA durchgeführten Studien zwischen 10 und 30 Prozent der maximalen Gesamtbelastung erreichte. Dazu Glitsch: „Ein Exoskelett unterstützt, aber übernimmt nicht die komplette Arbeit.“
Schnittstelle Mensch – Exoskelett
Die Studie habe noch etwas gezeigt, so Glitsch: Für manche Teilnehmende war das Tragen eines Exoskeletts unangenehm, weil es am Körper Reibung und Druck erzeugte. Der IFA-Studienleiter prognostiziert: „Die Kompatibilität zwischen Exoskelett und Mensch muss besser werden, sonst wird es nicht möglich sein, die Potenziale für Gesundheit und Sicherheit zu heben.“