
20 Jahre Akutintervention: So gehen Psychologen vor
Wer in einem BGHW-Mitgliedsbetrieb arbeitet und im Job etwas Traumatisches erlebt, kann die Akutintervention in Anspruch nehmen und schnelle, unbürokratische Hilfe erhalten.
Bei der L’Sifa-Tagung in Nürnberg kamen im September rund 80 leitende Fachkräfte für Arbeitssicherheit zusammen. Die zweitägige Veranstaltung bot eine gelungene Mischung aus Fachwissen, Inspiration und persönlichem Austausch. Die BGHW setzte dabei Impulse für die Weiterentwicklung in der Prävention und stärkte das Netzwerk der Sifas.
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Der Arbeitsschutz ist eine Erfolgsstory. So ereigneten sich nach DGUV-Angaben im vergangenen Jahr 38 Prozent weniger tödliche und schwere Arbeitsunfälle als noch vor zehn Jahren. Auf diese Tatsache wies Präventionsleiter Dr. Klaus Schäfer bei der L’Sifa-Tagung in Nürnberg hin. Einen wichtigen Beitrag zu diesem Ergebnis leistete auch die Zielgruppe der zweitägigen Fachtagung: leitende Fachkräfte für Arbeitssicherheit (Sifa). Organisatorin Miriam Potratz und Aufsichtsperson Jens Demann freuten sich, in diesem Jahr rund 80 Teilnehmende, darunter viele neue Besucher und Besucherinnen, zu begrüßen, und führten durch das Programm.
Alle zwei Jahre lädt die BGHW leitende Sifas zum zweitägigen fachlichen und persönlichen Austausch ein. Eine gute Gelegenheit für alle, das Netzwerk zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen. Dr. Klaus Schäfer, Präventionsleiter, und sein Stellvertreter Felix Zelt stellten dem Publikum einige der Themen vor, mit denen sich die Prävention aktuell beschäftigt. Dazu zählt eine BGHW-Studie, die in Kooperation mit dem Institut für Rechtsmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Deutschen Gesellschaft für Verkehrsmedizin sowie der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie unter realen Praxisbedingungen erforscht, wie sich Cannabiskonsum auf die Fahreignung beim Betrieb eines Gabelstaplers auswirkt. Ein wichtiges Thema für die Teilnehmenden war auch die Neufassung der DGUV Vorschrift 2. Sie regelt die betriebsärztliche und sicherheitstechnische Betreuung von Unternehmen. Des Weiteren kündigte Felix Zelt die Einführung eines Prämienprogramms an, das unabhängig vom BG-Beitrag bestimmte Aktivitäten für die Sicherheit honoriert, sowie einen neuen Außenauftritt der Prävention, der sich zielgruppenspezifisch an die Mitgliedsunternehmen wendet.
Fünf Themen hatte die BGHW mit zur Tagung gebracht, um sie in jeweils einstündigen Workshops mit den leitenden Sifas zu diskutieren. So präsentierte Corinna Becker, Referatsleiterin Physikalische Einwirkungen, neue Erkenntnisse zur Sicherheit von elektronischen Artikelsicherungsanlagen (EAS-Anlagen). Welche Gefahr geht beispielsweise im Einzelhandel von elektromagnetischen Feldern durch Magnetlöser an Kassenarbeitsplätzen aus? Wer ist besonders gefährdet? Die Ergebnisse eines BGHW-internen Projekts werden 2026 erwartet.
Ein Thema, das zurzeit vielen auf den Nägeln brennt: „Konfliktbereite Kunden – was tun?“ Aus diesem Grund hat die BGHW ein zweistündiges Inhouse-Seminar entwickelt. Hier können die Betriebe lernen, welche Strategien und Verhaltensweisen hilfreich sind, und zwar vor, während und nach einem Konflikt. Welche Rolle spielen die Rahmenbedingungen im Betrieb und wo können die Unternehmen konkret ansetzen? Jens Demann und Norbert Woehlke stellten das neue Konzept vor, das bei den Teilnehmenden großen Anklang fand.
Rutschen, stolpern, Fehltritte: Auf einer Treppe kann jede Stufe zur Unfallgefahr werden. Dr. Christoph Wetzel ist der Experte bei der BGHW, wenn es um Treppensicherheit geht. Und die fängt schon bei der Planung an. Dr. Wetzel riet den Sifas, sich die Baupläne anzuschauen und aktiv mitzugestalten, bevor es zu spät ist. Im Workshop gab er viele Tipps und beantwortete Fragen der Teilnehmenden rund um die Treppensicherheit.
Für die Vision Zero, eine Welt ohne tödliche und schwere Arbeitsunfälle sowie Berufskrankheiten, holte Felix Zelt das Publikum mit ins Boot. Die Vision Zero wurde inzwischen in 50 Länder eingeführt und gilt seit 2017 auf allen Kontinenten. Im Workshop erarbeiteten die Teilnehmenden, mit welchen Mitteln sich die Vision in den Betrieben am besten umsetzen lässt und wie die BGHW dabei unterstützen kann.
Seit 2024 gilt auch bei der BGHW eine neue Sifa-Ausbildung, die stark auf Eigenverantwortung setzt. Um Sifas bei diesem Werdegang optimal zu unterstützen, hat Claudia Weitz vom Referat Qualifizierung ein neues Fortbildungskonzept „Sifa mit System" vorgestellt. Es sieht verschiedene Seminarmodule vor, die (angehende) Sifas vor, während und nach der Sifa-Ausbildung bei Bedarf buchen können. Im Workshop mit den leitenden Sifas ging es darum zu klären, ob es einen Bedarf für ein solches Angebot gibt. Das Konzept stieß auf großes Interesse.
Über die Workshops hinaus sorgten auch zwei externe Speaker für interessanten Input. Professor Dr. Thomas Wilrich, Rechtsanwalt und Dozent an der Hochschule München, gab einen fundierten Einblick in die rechtlichen Aspekte rund um Verantwortung und Haftung der Sifas und beantwortete anschließend Fragen aus dem Publikum. Superpower-Zuhören, die Wirkung von Emotionen und das Pinguinprinzip – viel Inspiration, wie Sifas zu mehr Sicherheit und Gesundheit motivieren sowie Widerstände überwinden können, gab der Wirtschaftspsychologe Professor Dr. Jochen Overbeck-Gurt von der FH Südwestfalen in seinem Abschlussvortrag "Neue Ansätze aus dem Coaching für den Arbeitsschutz?"
Das Programm der L'Sifa-Tagung, vollgepackt mit Fachwissen und Expertise, Networking und Austausch, kam bei den Besuchern und Besucherinnen gut an. „Das war inhaltlich richtig super. Auch toll ist, dass man sich hier austauscht mit Kollegen und über Probleme diskutieren kann, die man dann doch nicht alleine hat“, kommentierte Heiko Heinz, Expert Lead Safety & Health beim Tierfutterhersteller Fressnapf, zum ersten Mal dabei. So auch Dr. Christoph Helmke, leitende Sifa beim Transport und Logistikunternehmen Zufall Logistics Group in Fulda, der bei der Fachtagung nicht nur die Chance zum Netzwerken nutzen wollte: „Die BGHW hat uns sehr gut mitgenommen bei den Themen, an denen sie gerade forscht und die sie entwickelt. So konnte ich auch neue Trends aus dem Arbeitsschutz mitnehmen.“ Janete Egenolf, Teamleiterin Arbeitssicherheit Qualitätsmanagement bei Raiffeisen Enterprise Services Köln, schätzt ebenfalls die gute Mischung aus fachlichem und persönlichem Austausch bei der L’Sifa-Tagung: „Ich denke, das Programm war abwechslungsreich und gelungen. Beim nächsten Mal komme ich wieder.“
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