Eine junge Frau mit langen dunklen Haaren sitzt am Steuer eines Autos. Sie wirkt wütend, hat den Mund weit geöffnet, als würde sie schreien, und drückt mit beiden Händen auf die Hupe. Im Hintergrund sind andere Fahrzeuge zu sehen. In der linken unteren Bildecke befindet sich ein auffälliger pinker Kreis mit weißer Schrift, auf dem steht: „komm gut an“. Das Bild vermittelt eine angespannte Situation im Straßenverkehr.
Datum der Veröffentlichung: Lesezeit: 3 Minuten

Emotionen im Straßenverkehr sicher steuern

Sie bestimmen unser Leben: Emotionen. Und damit auch das Verhalten im Straßenverkehr. Manchmal kochen die Gefühle hoch, dann kann es gefährlich werden. Das gilt für negative genauso wie für positive Emotionen. Verkehrsexperte Kay Schulte vom DVR hat Tipps, wie wir damit umgehen können.

Das Wichtigste im Überblick

  • Emotionen beeinflussen das Verhalten im Straßenverkehr erheblich.
  • Sowohl positive als auch negative Gefühle wirken sich darauf aus, wie Menschen fahren und auf andere Verkehrsteilnehmende reagieren.
  • Starke Emotionen können zu gefährlichen Situationen führen.
  • Im abgeschotteten Raum eines Autos oder Lkw fehlt die direkte soziale Rückkopplung.
  • Mentale Techniken wie das bewusste Innehalten oder ein Perspektivwechsel helfen, gelassener zu bleiben.
  • Unternehmen können ihre Mitarbeitenden unterstützen, indem sie das Thema emotionale Kompetenz in Besprechungen integrieren.
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Cool bleiben im Verkehrsdschungel

Die Dauerlichthupe von hinten auf der Autobahn, zu dichtes Auffahren, rücksichtsloses Verhalten gegenüber dem Fußgänger, das Auto, das der Fahrradfahrerin die Vorfahrt nimmt. Ärger und Stress im Straßenverkehr kennen wir alle. Kein Wunder, denn der Verkehr wird immer dichter und verschiedene Verkehrsteilnehmende mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen teilen sich die Verkehrswege. Insgesamt ist das Klima auf den Straßen rauer geworden, Emotionen schaukeln sich hoch.

Voll im Flow – und zu schnell auf der Straße

„Emotionen im Straßenverkehr haben eine hohe Relevanz“, bestätigt Kay Schulte, Referatsleiter Unfallprävention – Wege und Dienstwege beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). „In diesem Zusammenhang denken wir vor allem an negative Gefühle wie Wut oder Ärger. Aber es sind auch die positiven Emotionen, die im Straßenverkehr zum Tragen kommen. Denn beide haben eine starke Wirkung darauf, wie wir am Verkehr teilnehmen und andere Personen wahrnehmen oder einschätzen.“ Auch positive Emotionen? Der Experte nennt ein Beispiel: „Wenn ich gut gelaunt bin, im Straßenverkehr läuft alles harmonisch ab, im Radio höre ich schöne Musik, ich bin im Flow – dann kann das zum Beispiel dazu führen, dass manche Menschen viel zu schnell fahren. Und das kann bei anderen Menschen auch wieder Emotionen auslösen.“

Achtung, Tunneleffekt!

Negative Emotionen können im schlechtesten Fall zur Bedrohung anderer führen. Der Verkehrspädagoge erklärt, warum das unter Sicherheitsgesichtspunkten kritisch ist: „Man kann sich in eine negative Emotion richtig hineinsteigern und dadurch immer unreflektierter vorgehen. In einer solchen emotionalen Phase ist man gedanklich blockiert und auch nicht mehr offen für den Raum, der vor einem liegt. Je intensiver die Emotion, desto stärker kommt es zum Tunneleffekt. Das bedeutet, dass man in seiner eigenen Welt gefangen ist. Wenn ich gar nicht mehr wahrnehme, was um mich herum passiert, und ich nicht mehr in der Lage bin, darüber zu reflektieren, kann es zu dramatischen Situationen kommen.“

Porträt von Kay Schulte. Ein Mann mittleren Alters mit kurzen, hellen Haaren steht vor einem neutralen weißen Hintergrund. Er trägt einen dunkelgrauen Anzug, ein hellblaues Hemd und eine dunkelblaue Krawatte mit dezentem Punktmuster. Auf dem Revers seines Jacketts ist ein kleines DVR-Logo (Deutscher Verkehrssicherheitsrat) zu erkennen. Er blickt ruhig und freundlich in die Kamera.

Wenn die Gefühle hochkochen, sollte man sich selbst die rote Karte zu zeigen.

Kay SchulteVerkehrsexperte und Referatsleiter Unfallprävention – Wege und Dienstwege beim DVR

Mehr Zurückhaltung in der Bahn oder auf dem Fahrrad

Es kommt also weniger darauf an, welche Emotionen im Spiel sind, sondern wie intensiv diese sind. Wie stark sich Emotionen im Straßenverkehr äußern, hängt auch vom Verkehrsmittel ab. Damit geht nämlich einher, ob ein unmittelbarer Kontakt zu anderen Verkehrsteilnehmenden besteht. Menschen, die zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren, sind zurückhaltender. Denn hier ist die direkte Kommunikation mit anderen möglich. Wer hingegen im Auto oder LKW unterwegs ist, sitzt in einem abgeschotteten Raum ohne direkten Kontakt nach außen. Kay Schulte: „In dieser Situation hat man keine unmittelbare Gegenreaktion zu fürchten. Wenn ich im Auto schier explodiere, bekommen andere das nicht unbedingt mit. Deshalb werden manchen Emotionen freien Lauf gelassen. Wenn ich mit anderen zusammen in der S-Bahn sitze, ist das etwas ganz anderes.“

Sich selbst die „Rote Karte“ zeigen

Die eigenen Emotionen unter Kontrolle zu bekommen, ist nicht einfach, weiß der Verkehrsexperte. Er gibt den Tipp, sich selbst die rote Karte zu zeigen, wenn die Gefühle hochkochen: „Das ist eine Art mentales Training, das ich jeden Tag im Verkehr machen kann. Indem ich mich selbst beobachte, wann die Emotion mit mir durchgeht. Und dann innehalten und darüber nachdenken, was gerade eigentlich passiert ist.“ Wichtig in diesem Zusammenhang sei der Perspektivwechsel. Denn schließlich reagieren wir immer auf das Verhalten eines anderen Menschen. „Wir sollten uns jedes Mal fragen: ‚Was könnte da gerade passiert sein?‘“, empfiehlt Schulte. „Vielleicht hat die andere Person gerade eine schlechte Nachricht bekommen, ist gedanklich schon im Büro und deshalb im Stress. Wenn man versucht, sich solche Sachen vorzustellen, wird man sofort ruhig.“ Letztlich gehe es bei all dem um den respektvollen Umgang miteinander – eine Kompetenz, die wir früh lernen sollten und die überall benötigt wird, im Beruf, im Privaten, im Verkehr. Ob auf der Autobahn oder im innerstädtischen Verkehr – Emotionen fahren immer mit. Wer sie versteht und steuert, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere.

Expertentipps für den Umgang mit Emotionen im Straßenverkehr
 

Reflektiertes Lernen: Sich im Verkehr selbst beobachten, in welchen Situationen die Emotionen hochkochen, und sich dann die „Rote Karte“ zeigen. Darüber reflektieren, was gerade passiert ist.

Bewusster Perspektivwechsel: Sich in andere Verkehrsteilnehmende hineinversetzen, über deren Verhalten man sich geärgert hat. Warum hat die Person sich so verhalten? Wer darüber nachdenkt, entwickelt mehr Verständnis für die Mitmenschen im Verkehr.

Nicht auf dem eigenen Recht beharren, denn das kann gefährlich werden. Beispiel: Toter Winkel beim Lkw. Wenn Lkw- oder Transporter-Fahrende die Räder eingeschlagen und schon mit dem Abbiegen begonnen haben, sehen sie fast nichts. Radfahrende sollten dann zur Sicherheit lieber stehen bleiben, auch wenn es ärgerlich ist, dass die Vorfahrt genommen wurde.

Wenn gar nichts mehr geht: Parkplatz suchen, anhalten und eine kurze Pause machen, um Stress abzubauen.

Für Unternehmen: Emotionen im Straßenverkehr in Dienstbesprechungen zum Thema machen und einen fünfminütigen Block einplanen. Beschäftigte können von ihren Erlebnissen erzählen und Fragen beantworten wie zum Beispiel: Wie war der Weg zur Arbeit? Was ist passiert? Wie könnt ihr von diesen Gefühlen herunterkommen?

Angebote der BGHW

mobil
Mit dem mobil hat die BGHW ein Konzept entwickelt, um Versicherte für Gefährdungen zu sensibilisieren und damit Unfälle zu verhindern. Das Moderatorenteam beantwortet Fragen der Teilnehmenden, klärt über mögliche Gefahren auf und gibt wertvolle Tipps zu vielen Themen der Verkehrssicherheit.

BGHW-Roadshow
Helfen Sie mit, Verkehrsunfälle mit dem Pedelec zu vermeiden, und buchen Sie die BGHW-Roadshow, ein kostenloses Fahrsicherheitstraining der BGHW für ihre Mitgliedsunternehmen und deren Beschäftige.

Fahrsicherheitstrainings
Der DVR hat gemeinsam mit den Berufsgenossenschaften verschiedene Sicherheitstrainings für Fahrer und Fahrerinnen von Kraftfahrzeugen entwickelt, die von der BGHW finanziell unterstützt werden. Mehr Infos finden Sie hier.

Verkehrssicherheit für Auszubildende
Unterstützen Sie Ihre jungen Talente dabei, sicher unterwegs zu sein! Das Angebot setzt auf ein praxisnahes und erlebbares Konzept, um Auszubildende für die Gefahren ihres Mobilitätsverhaltens zu sensibilisieren.

„komm gut an.“

Die Kampagne „komm gut an.“ ist eine Initiative der BGHW und des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR). Auf dem Kanal TikTok machen Azubis für Azubis die Verkehrssicherheit zum Thema. Ziel der Kampagne ist es, junge Menschen für die Gefahren im Verkehr auf den Straßen und im Betrieb zu sensibilisieren und die sichere Mobilität in der Berufsausbildung zu fördern. Zudem bietet sie Verantwortlichen aus den BGHW-Mitgliedsunternehmen Informationen, Seminare und Handlungshilfen zum Thema.

Zum TikTok-Kanal @komm.gut.an
BGHW-Angebote zur Gestaltung sicherer Mobilität in der Berufsausbildung
Hintergrund zur Kampagne „komm.gut.an“
„Hundert Prozent“: Sichere Mobilität im Fokus
„Hundert Prozent“: Hollywood im Handyformat

Kreisrundes Logo der Kampagne "komm gut an."

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