Datum der Veröffentlichung: Lesezeit: 3 Minuten

Führung, die verbindet

Ein Unternehmen kann immens von kultureller Vielfalt profitieren. Damit das gelingt, sind Führungskräfte gefragt, die offen auf ihre Mitarbeitenden zugehen und sich auf ihre kulturellen Hintergründe einlassen.

Das Wichtigste im Überblick
 

  • Grundlage, damit interkulturelle Teams funktionieren können: ein Arbeitsklima, das auf Respekt und gegenseitiger Wertschätzung basiert.
  • Das Onboarding sollte gleichermaßen kulturelle und arbeitsorganisatorische Aspekte berücksichtigen. Helfen können beispielsweise mehrsprachige Materialien, einfache Sprache, visuelle Erklärhilfen und Übersetzungs-Apps.
  • Kulturelle Gepflogenheiten sollten so weit anerkannt werden, wie sie die Arbeitsabläufe bereichern, ein produktives Umfeld schaffen und den betrieblichen Anforderungen entsprechen.
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Vorausschauendes Handeln

Wenn Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen aufeinandertreffen, kann es schnell zu Missverständnissen kommen. Die Arbeitswelt ist keine Ausnahme. Wenn beispielsweise ein Mitarbeitender noch nicht lange in Deutschland lebt und er aus seinem Herkunftsland andere Arbeitsschutz-Standards gewöhnt ist, können schnell Konflikte entstehen. Es sind Konflikte, die sich häufig vermeiden lassen.

Grundlagen schaffen

Dr. Bouchra Achoumrar befasst sich intensiv mit Migration und Integration in Organisationen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Im Auftrag der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) leitete sie mit einer Kollegin durch das Webinar „Multikulturelle Teams führen“. Einer ihrer Leitsätze: „Wir sollten Diversität als Ressource begreifen und nicht nur als Herausforderung.“ Führungskräften empfiehlt sie: „Der erste Schritt besteht darin, ein Interesse für die Vielfalt im Team zu zeigen und ein Arbeitsklima zu fördern, das auf Respekt, gegenseitiger Akzeptanz und Wertschätzung basiert. Mitarbeitende in Führungspositionen sollten sich aktiv weiterbilden, zum Beispiel durch Seminare, Literatur oder den Austausch mit Expertinnen und Experten. Lohnenswert kann es auch sein, Mitarbeitende selbst einzubinden und sie nach ihren Erfahrungen und Perspektiven zu fragen. Ein Ziel dieser Maßnahmen ist es, verschiedene Perspektiven besser zu verstehen und Spannungen präventiv zu vermeiden. Falls dennoch Konflikte auftreten, sollte man als Führungskraft neutral bleiben, den Dialog fördern und Lösungen finden, die alle Bedürfnisse berücksichtigen.“ 

Prognose:

Die EU erwartet in den nächsten Jahrzehnten eine Netto-Immigration von bis zu 40 Millionen Menschen aus Drittländern.  Quelle: DGUV-Broschüre "Fakten-Check" (2024)

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Einstieg ins Unternehmen

Am Anfang eines gelungenen Onboardings sollte eine umfassende Einführung stehen, die kulturelle und arbeitsorganisatorische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt. Bouchra Achoumrar nennt einige Hilfen: „Mentorenprogramme, interkulturelle Trainings und mehrsprachige Materialien sind besonders zielführend. Regelmäßige Feedbackgespräche ermöglichen es, Unsicherheiten frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Der Prozess sollte nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch die Unternehmenskultur näherbringen.“ Gerade, wenn jemand neu in Deutschland ist, sind Sprachbarrieren eine zentrale Herausforderung. „Um diesem Problem entgegenzuwirken, sind individualisierte Maßnahmen wichtig“, so Bouchra Achoumrar. „Eine effektive Möglichkeit sind interne Sprachkurse, die auch auf die fachspezifischen Anforderungen der jeweiligen Branche abzielen. Ergänzend können einfache Sprache im Arbeitsalltag, die erwähnten mehrsprachigen Materialien sowie digitale Übersetzungsprogramme helfen.“

Unsere Expertin:

Dr. Bouchra Achoumrar
Die Gesundheitswissenschaftlerin forscht selbstständig und multidisziplinär zu Migration und Transkulturalität in der Pflege mit Fokus auf Integration und Versorgungsqualität. Zuvor war sie am Institut für Europäische Gesundheits- und Sozialwirtschaft (IEGUS) tätig.

Dr. Bouchra Achoumrar

Auf Augenhöhe

Auch wenn ein hierarchischer Unterschied zwischen Mitarbeitenden besteht: Dieses Gefälle darf sich nicht bei kulturellen Unterschieden bemerkbar machen. Es gibt hier kein „besser“ oder „schlechter“. Die Kultur, die ein neuer Mitarbeiter kennenlernt, ist der vertrauten nicht überlegen, sie ist einfach nur anders. „Augenhöhe“ ist in diesem Kontext ein zentraler Begriff. Eindeutige Regeln sind natürlich trotzdem Pflicht. „Kulturelle Gepflogenheiten sollten so weit anerkannt werden, wie sie die Arbeitsabläufe bereichern, ein produktives Umfeld schaffen und den betrieblichen Anforderungen entsprechen. Führungskräfte sollten sicherstellen, dass Regeln transparent und verständlich vermittelt werden – idealerweise in mehreren Sprachen oder mithilfe visueller Unterstützung. Dabei hilft es, den Sinn hinter den Regeln zu erläutern und Raum für Fragen zu schaffen. Dies fördert nicht nur das Verständnis, sondern auch die Akzeptanz innerhalb des Teams.“

Fit für die Zukunft

Schafft ein Betrieb die Grundlagen, damit ein interkulturelles Team gut funktioniert, gibt es auch perspektivisch nur Gewinnerinnen und Gewinner. „Kulturelle Vielfalt schafft neue Perspektiven, fördert Innovation und steigert die Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Zielgruppen“, betont die Expertin. „Unterschiedliche kulturelle Hintergründe tragen dazu bei, kreativere Lösungen zu finden und Prozesse zu verbessern. Gleichzeitig wird die Organisation attraktiver für ein breiteres Spektrum an Fachkräften, was gerade in der aktuellen Arbeitsmarktsituation ein entscheidender Vorteil ist.“

Interkulturelle Unterweisung: 8 Praxis-Tipps

1. In kleinen Gruppen unterweisen, wenn möglich 1:1
2. Einfache Sprache 
3. Dolmetschende oder Übersetzungs-Apps einsetzen
4. Wiederholungen und Verständniskontrollen
5. Mehrsprachige Materialien
6. Interne Sprachkurse mit branchenspezifischen Inhalten
7. Bilder, Videos, Piktogramme und QR-Codes nutzen
8. Mentorenprogramme

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