
DGUV Regel 100-001 wurde überarbeitet
„Grundsätze der Prävention“: Die DGUV Regel 100-001 konkretisiert und erläutert die gleichnamige DGUV Vorschrift 1. Im Juni 2025 erschien eine aktualisierte Fassung.
Ein Großteil unseres Lebens besteht aus Arbeit – oft mit hohem Termindruck, wenig Bewegung, in sitzender Position und mit ungesunden Genuss- und Ernährungsvorlieben. Dabei ist unser Herz-Kreislauf-System schnell in Gefahr, vor allem durch Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht und das Rauchen. Wir geben Tipps für einen herzgesunden Lebensstil, der auch am Arbeitsplatz umsetzbar ist.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen seit Jahren die Todesursachenstatistik in Deutschland an. Rund ein Drittel aller Verstorbenen erlag ihnen im Jahr 2023. Die Koronare Herzkrankheit (KHK) kommt am häufigsten vor und schädigt die Herzkranzgefäße, welche den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Sie entsteht durch Arteriosklerose, umgangssprachlich auch Arterienverkalkung genannt. Dabei bilden sich Ablagerungen in den Gefäßinnenwänden der Arterien, die sich dadurch verhärten und verengen. Lösen sich solche Ablagerungen, kann ein Thrombus entstehen, der das Gefäß verstopft – und ein Herzinfarkt droht. Auch Folgeerkrankungen wie Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen sind aufgrund der KHK möglich.
„Die Herzgesundheit kann man maßgeblich durch einen gesunden Lebensstil fördern. Denn es gibt zahlreiche Risikofaktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen und die es zu vermeiden gilt.“, sagt Dr. Peter Schiefen, Arbeitsmediziner bei der BGHW. Risikofaktoren sind das vor allem das Rauchen, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Übergewicht, die Zuckerkrankheit Diabetes und Bewegungsmangel. Auch schlechter Schlaf und ungesunde Ernährung gehören dazu.
„Arbeitgeber sind gut beraten, Beschäftigte durch Vortrags- und Schulungsangebote zum Thema Herzgesundheit auf die Risikofaktoren aufmerksam zu machen“, so Schiefen weiter. Zum Beispiel könnte im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements(BGM) ein Aktionstag zum Thema „Herz-Kreislauf“ mit Blutdruck-Checks, Bewegungsangeboten, Ernährungsberatung oder Stressbewältigungskursen angeboten werden. Auch regelmäßige Anreize wie eine bewegte Pause, Betriebssportangebote, die Teilnahme an Firmenläufen, ein Jobrad oder Kooperationen mit Fitnessstudios sind möglich. Ebenso hilfreich sind höhenverstellbare Schreibtische, um abwechselnd stehen und sitzen zu können. Was gesunde Ernährung betrifft, ist derObstkorb ist ein Klassiker, der bei Beschäftigten sehr beliebt ist.
„Zur Erhebung des individuellen Gesundheitszustands empfehle ich regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt oder der Hausärztin“, so Schiefen. Beim so genannten „Check-up“ geht es um die Erfassung von Gesundheitsrisiken und die Früherkennung von häufig auftretenden Krankheiten, insbesondere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und Diabetes mellitus. Denn viele dieser Erkrankungen sind tückisch, weil man sie lange Zeit nicht spürt. Deshalb wird Bluthochdruck auch häufig als „Silent Killer“ bezeichnet.
Zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird eine mediterrane Ernährung empfohlen, deren schützenden Einfluss auf das Herz wissenschaftliche Studien belegen. Sie basiert auf den traditionellen Essgewohnheiten der Mittelmeerländer, wie zum Beispiel Spanien, Italien, Griechenland oder Südfrankreich. Hauptbestandteile der mediterranen Ernährung sind frisches Gemüse, Obst, Salate, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Fisch, Nüsse, Kräuter und Olivenöl. Fleisch kommt selten auf den Tisch und Milchprodukte in Maßen. Um Salz einzusparen, das Blutdruck erhöht, kann zum Beispiel mit Basilikum, Oregano, Thymian, Knoblauch und Zwiebeln gewürzt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für Erwachsene einen maximalen täglichen Speisesalzkonsum von 6 Gramm, was einem Teelöffel entspricht.
Die Realität sieht oft anders aus, denn viele Menschen benutzen mehr als die empfohlene Menge Salz. Laut Erhebungen des Robert Koch Instituts nehmen 50 Prozent der Männer und 38,5 Prozent der Frauen sogar täglich mehr als 10 Gramm Salz auf. Es steckt in Fertigprodukten und Konserven, Wurst- und Pökelwaren, im Käse und im Brot. „Man sollte seinen Salzkonsum im Blick haben, denn verarbeitete Lebensmittel enthalten oft viel Salz. Wer bereits an Bluthochdruck leidet, sollte sich salzarm ernähren und sich ärztlich betreuen lassen“, rät Schiefen. Aktuell wird Patienten mit Bluthochdruck laut der europäischen Leitlinie als Alternative ein mit Kalium angereichertes Salz (aus 75 % Natriumchlorid und 25 % Kaliumchlorid) empfohlen - jedoch nicht bei fortgeschrittener Nierenerkrankung und bei Einnahme bestimmter Medikamente.
Übergewicht ist nicht nur ein Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch für viele weitere Gesundheitsleiden. Übergewicht liegt ab einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 vor, ab BMI 30 spricht man von Adipositas oder Fettleibigkeit. Der BMI wird berechnet, indem das Gewicht in Kilogramm durch die Körpergröße in Metern zum Quadrat geteilt wird (kg/m2). Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es zum Beispiel einen Zusammenhang zwischen Adipositas und 13 verschiedene Krebsarten sowie der Zuckerkrankheit Diabetes-Typ-2.
Nahezu zwei Drittel der Erwachsenen und jedes dritte Kind in der Europäischen Region der WHO ist übergewichtig oder adipös – mit steigenden Raten. Übergewicht und Adipositas rangiert an vierter Stelle der Risikofaktoren für einen tödlichen Ausgang, direkt nach Bluthochdruck, ernährungsbedingten Risiken und Tabakkonsum.
Neben dem BMI ist auch der Bauchumfang eine wichtige Messgröße geworden. Denn Bauchfett ist nach Angaben der Deutschen Adipositas Gesellschaft Auslöser für chronische Entzündungen, beeinflusst das Immunsystem und spielt eine Rolle bei der Freisetzung von Fettsäuren in den Blutkreislauf. Ab einem Bauch- beziehungsweise Taillenumfang von 80 Zentimetern bei Frauen und von 94 Zentimetern bei Männern ist demnach das Risiko für Folgekrankheiten wie Herzkrankheiten, Schlaganfälle und Typ-2-Diabetes erhöht.
Sportarten, die das Herz stärken und Übergewicht vorbeugen, sind zum Beispiel Joggen, Radfahren, Schwimmen, Nordic Walking, Wandern oder Tanzen. Auch ein flotter Spaziergang – mehrmals die Woche – ist empfehlenswert. Durch Ausdauertraining erhöht sich das Herzzeitvolumen – was die die Menge an Blut bezeichnet, die das Herz in einer Minute in den Körper pumpen kann. Eine gute Pumpleistung ist wiederum wichtig, damit die Organe ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Das Training senkt den Blutdruck und trägt dazu bei, ein gesundes Körpergewicht zu halten. Es gilt: Je mehr Bewegung, desto besser!
Die ideale Ergänzung zum Ausdauertraining ist Krafttraining. Es wird mit zunehmendem Alter immer wichtiger, da ohne Training der Muskelaufbau stetig voranschreitet. „Starke Muskeln hingegen regen den Stoffwechsel an, fördern die Durchblutung und steigern die körperliche Fitness. Für bereits Erkrankte empfiehlt sich die ärztliche Begleitung und vor allem der Rehasport, zum Beispiel in Herzsportgruppen“, so Schiefen. Gut zu wissen: Muskelaufbau und -training sind in jedem Alter möglich. Außerdem fördern starke Muskeln eine gute Haltung, mit der Rückenschmerzen vorgebeugt wird. Eine starke Bein- und Rumpfmuskulatur hilft dabei, Stürze zu verhindern und lange mobil zu bleiben.
Generell wichtig: Dran bleiben und den inneren Schweinehund überwinden! Tipp für mehr Bewegung jeden Tag: Schritte zählen – mit App und Smartphone – sowie feste Zeiten für regelmäßigen Sport einplanen!
Gut zu wissen: Die aktuellen Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Erwachsene von 18 bis 64 Jahren lauten: Pro Woche sollten mindestens 150 bis 300 Minuten moderates Ausdauertraining oder mindestens 75 bis 150 Minuten intensives Ausdauertraining erfolgen. Dazu sollte an mindestens zwei Tagen pro Woche kräftigende Übungen für alle großen Muskelgruppen durchgeführt werden. Menschen ab 65 Jahren empfiehlt die WHO zusätzlich an drei Tagen pro Woche Gleichgewichtsübungen durchzuführen, um Stürzen vorzubeugen.
Gut einschlafen und durchschlafen – das ist für viele nicht selbstverständlich. Insbesondere Menschen, die Schicht- und Nachtarbeit leisten, werden häufig von Schlafproblemen geplagt. Die Folge sind Müdigkeit und Konzentrationsprobleme und auch die Unfallgefahr steigt. Dabei sollte der Schlaf doch der Erholung dienen und die körperliche Regeneration fördern.
Die Deutsche Herzstiftung weist auf die besondere Gefahr von Schlafmangel für das Herz hin. Denn durch Schlafmangel nimmt der oxidative Stress zu und es entstehen aggressive Sauerstoffverbindungen. Diese so genannten „freie Radikale“ greifen Zellen und Gewebe an, was wiederum Arterienverkalkung fördert. Für Erwachsene wird laut Herzstiftung mittlerweile eine Schlafdauer von durchschnittlich sieben Stunden pro Nacht empfohlen.
Zudem sollten lange Arbeitszeiten und Dauerstress generell vermieden werden. Dauerstress kann zu Bluthochdruck und zusätzlich häufig zu ungesunden Verhaltensweisen führen. Beispiele sind Rauchen, Alkoholkonsum und Frustessen.
„Grundsätze der Prävention“: Die DGUV Regel 100-001 konkretisiert und erläutert die gleichnamige DGUV Vorschrift 1. Im Juni 2025 erschien eine aktualisierte Fassung.
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