Zwei Männer stehen hintereinander und schauen zwischen zwei Metallrohren durch in die Kamera. Beide tragen weiße Hauben. Der Mann vorne hat schwarze Haare und einen Vollbart.
Datum der Veröffentlichung: Lesezeit: 3 Minuten

Nach schwerem Unfall in der Spätschicht

Durch einen schweren Arbeitsunfall verliert Thurairasalingam Kirisanthan aus Sri Lanka mehrere Glieder an drei Fingern seiner rechten Hand. Dank intensiver Rehabilitation und der Unterstützung seines Arbeitgebers kann er an seinen Arbeitsplatz zurückkehren.

Das Wichtigste im Überblick

  • Durch einen schweren Maschinenunfall verliert Thurairasalingam Kirisanthan aus Sri Lanka im August 2023 mehrere Glieder an drei Fingern seiner rechten Hand.
  • Der 45-Jährige leidet zudem unter einem posttraumatische Belastungstrauma.
  • Dank intensiver Rehabilitation und der Fürsorge seines Arbeitgebers arbeitet der Familienvater inzwischen wieder bei der Firma Heiss MSP in Sinsheim.
Symbol für Zusammenfassung des nachfolgenden Seiteninhalts

Außergewöhnliches Engagement

„Hier wurde etwas ermöglicht, das nicht selbstverständlich ist“, sagt BGHW-Reha-Berater Phillip Krauß. „Die Geschäftsleitung des Familienbetriebs Heiss MSP in Sinsheim richtete Herrn Kirisanthan einen alternativen Arbeitsplatz ein. Dabei war anfangs nicht klar, inwieweit er wieder arbeiten konnte. Zudem war der Versicherte erst wenige Monate in dem Betrieb tätig und hatte noch Sprachprobleme. Dieses Arbeitgeber-Engagement ist außergewöhnlich“, weiß der Reha-Berater aus Erfahrung. Krauß begleitet den Sri-Lanker seit seinem Unfall, steuert das Reha-Verfahren und die Abstimmung zwischen allen Beteiligten.
Er schaltete auch einen Dolmetscher ein. „Der Versicherte versteht zwar die deutsche Sprache. Aber wir wollten sicher sein, dass er während des Klinikaufenthaltes und der Reha auch die medizinischen Aspekte nachvollziehen kann“, so Krauß. Auch heute ist Dolmetscher Thillaiamblaman Paramsothy dabei und übersetzt die Ausführungen Kirisanthans, der im Gespräch mit HUNDERT PROZENT erzählt, wie es ihm seit seinem Unfall ergangen ist.
 

Folgenschwere Spätschicht

Zwei Männer stehen neben einer Maschine, beide tragen weiße Schutzhauben auf dem Kopf. Der Mann links trägt einen weißen Kittel, der Mann daneben eine dunkelgründe Arbeitsjacke.
Geschäftsführer Michael Heiss (links) erklärt Thurairasalingam Kirisanthan einzelne Arbeitsschritte.

Die Erinnerungen an die folgenschwere Spätschicht am 14. August 2023 sitzen tief. Der Familienvater, der 2010 als Flüchtling nach Deutschland kam, war seit Anfang April 2023 in der Produktion der Firma Heiss MSP in Sinsheim tätig. Die Kernkompetenz des 300 Jahre alten Mühlenbetriebes ist das Mahlen, Trennen und Mischen von Materialien, erklärt Firmenchef und Müllermeister Michael Heiss. „Mit modernsten Produktionsanlagen verarbeiten wir die Rohstoffe unserer Kunden in feinste Pulverform.“
Kiri, wie Thurairasalingam Kirisanthan von Kolleginnen, Kollegen und der Geschäftsleitung genannt wird, arbeitete in der Spätschicht, als kurz nach 21 Uhr das Mahlwerk der Maschine ins Stocken geriet. Durch einen Materialstau hatte sich die Zellradschleuse zugesetzt. Kiri griff mit seiner rechten Hand hinein, um den Durchlauf freizuräumen. „Ich hatte nicht gehört, dass die Maschine noch lief“, sagt er. Die Zellradschleuse schloss in dem Moment, als er hineingriff und trennte drei Finger seiner rechten Hand ab. 

Geistesgegenwärtig gehandelt

Drei Personen sitzen seitlich nebeneinander. Die Frau rechts schaut mit erhobenem Zeigefinger ihren dunkelhaarigen Nebenmann lachend an. Links ist im Vordergrund unscharf ein weiterer Mann erkennbar.
Katharina Seidelmann im Gespräch mit Thurairasalingam Kirisanthan.

„Die Kollegen der Spätschicht kümmerten sich sofort um den Verletzten und sicherten geistesgegenwärtig ein abgetrenntes Fingerglied, in der Hoffnung, dass es später wieder angenäht werden könnte“, erzählt Prokuristin Katharina Seidelmann, Mitglied der Geschäftsleitung und Schwester von Michael Heiss. Mit dem Rettungswagen wurde der Schwerverletzte in die BG Klinik Ludwigshafen gebracht, wo er mehrfach operiert wurde. „Die Ärzte versuchten, das Endglied des Mittelfingers zu replantieren. Vergeblich“, erklärt Reha-Berater Krauß. Der Finger musste, ­wie auch der Zeige- und Ringfinger der rechten Hand amputiert werden.
Bis zum 26. August 2024 war der BGHW-Versicherte zur Behandlung in der BG-Klinik, einen Monat später erfolgte eine komplex stationäre Hand-Reha. „Mir ging es nicht gut! Ich wollte so schnell wie möglich wieder in die Firma. Aber ich konnte nicht mehr so wie vorher arbeiten und hatte starke Schmerzen!“, sagt Kiri.

 

Schwieriger Heilungsverlauf

Zwei Männer sitzen nebeneinander. Der junge Mann links schaut sprechend in die Kamera. Der ältere Mann rechts von ihm schaut ihn an. Im Vordergrund rechts ist die Silhouette einer angeschnitten Person zu sehen. Auf dem Tisch stehen Getränkeflaschen.
BGHW-Reha-Berater Phillip Krauß (links) und Dolmetscher Thillaiambalam Paramsothy.

Der weitere Heilungsverlauf gestaltete sich schwierig. „Die Amputationsstellen waren sehr schmerzempfindlich, sodass der Versicherte die Hand anfangs nicht einsetzte“, fügt der BGHW-Reha-Berater hinzu. Zudem habe sich Kiri wegen der fehlenden Gliedmaßen körperlich und seelisch sehr unwohl gefühlt. „Er traute sich nicht, in die Öffentlichkeit zu gehen, litt unter einer posttraumatischen Belastungsstörung“, beschreibt Krauß. „Diese wurde glücklicherweise rechtzeitig und richtig behandelt“, ergänzt er. 
Im Anschluss an die erste Stabilisierung und intensive Behandlung durch das Psychotherapeuten-Team der BG Klinik Ludwigshafen arbeitete die ambulant tätige Psychotherapeutin Jana Kastner über die sogenannte Arbeitsplatzkonfrontation intensiv daran, Kiris Ängste abzubauen. Nach der traumatherapeutischen Behandlung begleitete sie ihn vor der Wiedereingliederung mehrfach an seinen Arbeitsplatz. „Diese Besuche dienten dazu, den Versicherten mit den unfallbedingt angstauslösenden Reizen zu konfrontieren und Methoden zu lernen, mit der Angst umzugehen“, erklärt Jana Kastner. „Er hat das Glück, dass die Arbeitgeber sehr verständnisvoll sind und er sich jederzeit an sie wenden kann.“

Ein Mann in schwarzer Arbeitsjacke schaut lachend in die Kamera.

Der Unfall war für Kiri, die beteiligten Kollegen und uns eine besondere Herausforderung. Umso dankbarer sind wir, dass alles so gut gelaufen ist und wir Kiri wieder eingliedern konnten. Das ist richtig toll.

Michael Heiss, Geschäftsführer Heiss MSP

Der Unfall war für alle eine Herausforderung

Ein bärtiger Mann steht an einem Handhubwagen mit gefüllten Papiersäcken und hat die Arme verschränkt auf den Hebel gelehnt. Er schaut freundlich in die Kamera.
BGHW-Versicherter Thurairasalingam Kirisanthan ist froh, wieder arbeiten zu können.

Seit November 2024 ist Kiri wieder als Beschäftigter bei Heiss MSP im Einsatz. Zwischenzeitlich hat er mit Unterstützung der BGHW einen Führerschein zum Staplerfahrer erlangt. „Es geht mir immer besser und ich habe keinen Stress mehr, wenn ich zur Arbeit komme. Die fürsorgliche und familiäre Art, wie ich hier empfangen wurde, hat mir Kraft gegeben und Mut gemacht“, sagt der Familienvater. Seine Firmenleitung hat sich parallel dazu intensiv mit dem Thema Arbeitssicherheit beschäftigt, visuelle Erklärhilfen sowie mehrsprachige Informationsmaterialien aktualisiert und Schulungsangebote ergänzt.
„Der Unfall war für Kiri, die beteiligten Kollegen und uns eine besondere Herausforderung. Umso dankbarer sind wir, dass alles so gut gelaufen ist und wir Kiri wieder eingliedern konnten. Das ist richtig toll“, betont Michael Heiss. Für ihn und seine Schwester war es selbstverständlich, Kiri weiter als Mitarbeiter zu beschäftigen. „Er hat sich bei uns schwer verletzt und wir stehen hinter ihm und seiner Familie. Für uns war klar, dass wir ihm einen Arbeitsplatz einrichten, an dem er seine Arbeitsleistung einbringen kann und an dem er sich auch wohlfühlt“, bekräftigen Katharina Seidelmann und Michael Heiss. „Sonst hätten wir nie wieder in den Spiegel schauen können!“ 

 

Außergewöhnliches Beispiel für gelungene Wiedereingliederung

Zwei Männer stehen hintereinander und schauen zwischen zwei Metallrohren durch in die Kamera. Beide tragen weiße Hauben. Der Mann vorne hat schwarze Haare und einen Vollbart.
Im Video schildern BGHW-Versicherter Thurairasalingam Kirisanthan, seine Arbeitgeber, Michel Heiss und Katharina Seidelmann, die Zeit nach dem Unfall und wie sie die Wiedereingliederung gemeinsam gestemmt haben. Aus Sicht des BGHW-Reha-Beraters Phillip Krauß ist das gemeinsame Engagement ein außergewöhnliches Beispiel für gelungene Wiedereingliederung.

Lohndienstleister Heiss MSP


Die Familie Heiss versteht sich als eines der ältesten Startup-Unternehmen weltweit: Die Betreiber der ehemaligen mehr als 300 Jahre alten Heiss-Mühle, die 2012 durch einen Brand am Standort Flinsbach zerstört wurde, entschieden sich für einen Neustart in Sinsheim. Seit 2016 mahlt, mikronisiert und mischt Heiss MSP für internationale Kundschaft Rohstoffe in feinster Pulverform – vor allem für den Einsatz in der Lebensmittel- und Kosmetikbranche. 

 

Symbol mit einem Ausrufezeichen

Weitere interessante Themen

Ein Mann im grauen Kapuzenpulli sitzt vor zwei Bildschirmen und sieht die Bilder einer Videokamera.

Mit Sicherheit im Supermarkt

Ladendiebstahl, Beleidigungen, Übergriffe: Wie Berliner Einzelhändler für die Sicherheit ihrer Mitarbeitenden sorgen und die BGHW ihre Mitgliedsunternehmen unterstützt.

Datum der Veröffentlichung: Lesezeit: 3 Minuten
Zurück nach oben springen

Ihr Kontakt zu uns

Wir freuen uns auf Ihre Anfrage!

Redaktion "Hundert Prozent"

E-Mail:
hundertprozent(at)bghw.de

Oder richten Sie Ihre Anfrage per Kontaktformular an uns:
Kontaktformular

Datenschutzhinweis:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Nutzerinnen und Nutzer,

Sie haben gerade auf die Verlinkung zu unserem Angebot auf %s geklickt. Wenn Sie unten auf „weiter“ klicken und damit dieses Angebot nutzen, können (personenbezogene) Nutzungsdaten durch den Anbieter des Dienstes erfasst und ggf. auch außerhalb der Europäischen Union weiter verarbeitet werden. Auf Art und Umfang der verarbeiteten Daten haben wir keinen Einfluss. Weitere Informationen zu dieser Datenverarbeitung finden Sie in den Datenschutzhinweisen des Anbieters.