Herr Wirsch, herzlichen Glückwunsch zum Präsidentenamt. Bringen Sie viele gute Vorsätze mit?
Ich sehe mich nicht als neuer Besen des DVR. Ich habe diese Entscheidung wohlüberlegt und das Amt gern angenommen. Daher wird für den DVR auch in Zukunft die Vision Zero über allem stehen: keine Toten oder Schwerverletzten im Straßenverkehr.
Was sind die Aufgaben des DVR, und warum lohnt eine Mitgliedschaft?
Der DVR ist das Sprachrohr für Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland. Er hat den Anspruch, in allen Fragen zur Verkehrssicherheit gehört zu werden und Empfehlungen auszusprechen. Gemeinsam mit den Mitgliedern entwickeln und gestalten wir praktische Maßnahmen, Kampagnen und Programme in unseren Fachausschüssen, die dazu beitragen, Unfälle im Straßenverkehr zu verhindern.
Worauf legen Sie in der Zusammenarbeit mit Kooperations- und Netzwerkpartnern besonderen Wert?
Die Mitglieder des DVR sind Unternehmen, Organisationen, Ministerien und Verbände. Dazu zählen zum Beispiel Automobil-Clubs und -hersteller, für den Verkehr zuständige Ministerien auf Länderebene sowie Interessensvertretungen für Fußgänger und Zweiradfahrer. Alle eint das Interesse, den Straßenverkehr für Verkehrsteilnehmende sicherer zu gestalten. Und es ist die große Aufgabe, diese Interessen zusammenzuführen und Verbündete für die Sache zu suchen. Mein Ziel ist es, den offenen Austausch zu intensivieren und auch für kritische Diskussionen offen zu sein. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium möchte ich weiter ausbauen – mit dem Ziel, auch in Zukunft Hand in Hand zu arbeiten.
Welche Themen sind Ihnen wichtig?
Die Vereinbarkeit von komplexer Fahrzeugtechnik mit den Menschen, die sie bedienen – auf diese Entwicklungen lege ich auch mit Blick auf die Versicherten der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) besonderes Augenmerk. Hier gibt es noch Forschungsbedarf. Wie reagiert der Mensch, wenn sich durch teilautonomes Fahren Reaktionszeiten verkürzen? Diese Entwicklungen müssen im Einklang mit den Personen erfolgen, die Fahrzeuge bedienen und entsprechend ausgebildet werden müssen. Die Themen sind für die DGUV von großer Bedeutung, die eng mit dem DVR zusammenarbeitet. Davon profitieren auch die Unfallkassen und Berufsgenossenschaften und ihre Mitglieder. Auch aufgrund der Risiken, denen Beschäftigte bei Lieferdiensten und im Großhandelsgeschäft der BGHW ausgesetzt sind, hat Verkehrssicherheit einen hohen Stellenwert. Ich bin froh, dass die Arbeit des DVR für die Verbindung zur BGHW stärker geworden ist. Ich empfinde es auch als Auszeichnung für die BGHW, dass ich als deren Vorstandsvorsitzender zum Präsidenten des DVR gewählt wurde.
Der DVR sensibilisierte 2022 Seniorinnen und Senioren dafür, ihre Fahrtüchtigkeit prüfen zu lassen. Was kommt 2023?
Die zunehmend alternde Gesellschaft stellt die Teilnehmenden am Straßenverkehr vor neue Herausforderungen. Wie viele andere Schwerpunkte und Zielgruppen ist auch das ein Thema unserer hochkarätig besetzten Fachausschüsse, die sich auf wissenschaftlicher Grundlage mit Verkehrssicherheit beschäftigen. Was uns bereits seit Ende 2022 beschäftigt, ist die Legalisierung von Cannabis und die Auswirkungen des Konsums auf die Verkehrssicherheit. Ich gehe davon aus, dass die Teilnahme am Straßenverkehr bei Cannabis-Konsum lebhaft diskutiert wird. Hier ist eine hohe Eigenverantwortung jedes Einzelnen gefragt. Wer sich ans Steuer setzt, muss fahrtüchtig sein.
Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie überwiegend unterwegs?
Ich bin passionierter Autofahrer und fahre mit dem Pkw; das lässt sich besser organisieren.
Sie sind der erste DVR-Präsident, der aus den Reihen der Versicherten gestellt wird. Wie erklären Sie sich das?
Aufgrund meiner langjährigen Mitarbeit im Vorstand sowie als stellvertretender Präsident des DVR und in den Gremien der DGUV und BGHW bin ich in den Augen der Mitglieder des DVR für dieses Amt wohl ganz gut geeignet. Sie schätzen, dass ich über das erforderliche Fachwissen, Erfahrung und gute Netzwerke verfüge. Und es freut mich, dass sie mich zum DVR-Präsidenten gewählt haben – unabhängig davon, auf welcher Seite ich in der Selbstverwaltung stehe, ob auf Arbeitgeber- oder Arbeitnehmerseite.