Fast Delivery und sichere Arbeitsplätze – ein Widerspruch?
Schnelllieferdienste werden immer präsenter in unseren Städten. Leider sind die Fahrerinnen und Fahrer im Straßenverkehr vielen Gefahren ausgesetzt und es kommt zu überproportional vielen Arbeitsunfällen. Führende Unternehmen in diesem Bereich haben sich an die BGHW gewandt, um die Sicherheit ihrer Beschäftigten zu erhöhen. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Arbeitsschutz der DGUV in St. Augustin hat die BGHW eine erste Versuchsreihe dazu durchgeführt.
Robert Zimmermann, Aufsichtsperson der BGHW, erklärt: „Bei diesem Projekt geht es darum, dass wir mit dem IFA zusammen rausbekommen wollen, welchen Belastungen die Rider der Schnelllieferdienste eventuell bei einem Sturz ausgesetzt sind. Wir haben die Erfahrung gesammelt, dass gerade in Berlin als Hotspot der Schnelllieferdienste die Unfallzahlen unheimlich schnell gestiegen sind, und haben uns dann gefragt: Woran liegt das, welche Schwerpunkte, welche Körperteile sind betroffen?“
Im Labor des IFA wird dafür eine Versuchsanordnung mit einem Dummy realisiert, um Fallverhalten und Aufprallpunkte zu studieren und die auf den Körper einwirkenden Belastungen zu messen. Kevin Zimnik, Prüflaborleiter IFA, führt aus: „Wir überlegen zunächst, welches Szenario wir abdecken wollen, und was wir realistisch umsetzen können. Es geht darum, mit wenig Aufwand erste Erkenntnisse zu gewinnen, um vergleichende Aussagen treffen und schauen zu können, was möglich ist. Wir haben durch Unterstützung der Firmen Material zur Verfügung gestellt bekommen wie Fahrrad, Transportbox, Rucksack und Schutzkleidung. Damit konnten wir schon ein relativ gutes Szenario auf die Beine stellen. Der Dummy gehört zu unserem Labor-Equipment. Der ist sonst in Fallversuchen im Einsatz und wurde hier zum Fahrrad-Dummy umfunktioniert.“
Der Dummy wird auf dem Fahrrad fixiert, die Transportbox oder der Lastenrucksack mit Gewichten belastet und so ein alltäglicher Einsatz simuliert. Dann wird das Testobjekt mehrmals zu Fall gebracht und dabei mit hochauflösenden Kameras gefilmt. Mit einer Kraftmessplatte werden dabei die Belastungen gemessen.
Robert Zimmermann erläutert: „Dieses Projekt kann insofern dazu beitragen, die Sicherheit der Rider zu steigern, dass wir eine wissenschaftliche Datenerhebung sicherstellen können. Und wir können Argumente finden, um in den Firmen dafür zu werben, zum Beispiel bestimmte Lastenträgersysteme zu verwenden. Ob Box, Rucksack, oder Satteltaschen – es geht um die Frage, wo wird die Last transportiert, ist es vorne oder hinten auf dem Fahrrad besser?“
Basierend auf den Erkenntnissen aus den ersten Fallversuchen sollen bald weiterführende Tests geplant werden. Zeitgleich laufen bei der BGHW bereits weitere Untersuchungen zum Thema Schnellieferdienste – alles, damit nicht nur die bestellten Waren, sondern vor allem auch deren Lieferanten ihre Ziele sicher erreichen können.