Katharina Kaul hat von der Stillen Stunde über Social Media erfahren. Als stellvertretende Vorsitzende des Inklusionsbeirats kennt sie viele Familien mit Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsene, die unter Reizüberflutung leiden. „Das sind autistische Menschen, aber auch Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung, die durch zu viele Reize beim Einkaufen getriggert werden oder auch Menschen ohne Diagnose, die einfach Schwierigkeiten mit Reizen haben“, sagt sie. Die Stille Stunde sei für diese Menschen eine neue Form der Barrierefreiheit. Eine Form, die sich einfach umsetzen lasse, da sie keinen Umbau erfordere.
Im Inklusionsbeirat überlegten sie, wie sich diese Idee für Bergisch Gladbach umsetzen lasse und erstellten ein passendes Konzept. Danach gingen sie auf den Edeka-Einzelhändler Markus Hetzenegger und die Rewe-Einzelhändlerin Ursula Wintgens zu. Beide sind sozial engagiert und waren gleich dabei. In der Planungsphase hat der Inklusionsbeirat beide Supermärkte bei der Umsetzung begleitet. Wichtig sei es gewesen, die Mitarbeitenden mitzunehmen. Sie müssen das Konzept der Stillen Stunde verstehen und mittragen. Zum Beispiel werden in dieser Zeit keine Waren ein- und ausgeräumt, das Kassenpiepsen wird ausgeschaltet und das Licht gedimmt. Nicht nur die Resonanz der Kundinnen und Kunden ist positiv. Auch die Beschäftigten profitieren: „Sie finden die Stille Stunde erholsam“, so Kaul. 2022 hat der Inklusionsbeirat für diese Initiative den Inklusionspreis NRW erhalten. Jetzt möchte der Inklusionsbeirat nach und nach weitere Einzelhändlerinnen und -händler für die Stille Stunde gewinnen.