
Lieber langsam auf Landstraßen
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Autistische Menschen brauchen eine ruhige Einkaufsatmosphäre im Supermarkt. Grelles Licht, Musik und Kassenpiepsen? Zu viele Reize! Warum die Stille Stunde ein Anfang für ein barrierefreies Einkaufen ist und auch die Beschäftigten entspannt – ein Einblick.
Eigentlich ist im unverpackt-Laden immer Stille Stunde. Entspanntes und stressfreies einkaufen ist das Prinzip dieser Läden. Auch im Büggel, dem unverpackt-Laden in Bergisch Gladbach. Trotzdem war Inhaberin Stefanie Marx-Bleikertz gleich hellhörig, als sie von der Initiative Stille Stunde in ihrer Stadt hörte. Im vergangenen Jahr hatte Katharina Kaul, stellvertretende Vorsitzende des Inklusionsbeirats, sich für die Idee in ihrer Stadt stark gemacht: Grelle Beleuchtung, permanente Musik- und Werbedurchsagen über die Lautsprecher, Piepsen an der Kasse, geräuschvolles Waren einräumen – diese Reize machen es autistischen Menschen fast unmöglich, im Supermarkt einzukaufen. Genau für diese Kundinnen und Kunden ist die Stille Stunde entstanden.
Länder wie Neuseeland, Großbritannien oder die Schweiz sind die Vorreiter und setzen sie bereits im größeren Stil um. Dort heißt die Stille Stunde silent hour oder quiet hour.
In Bergisch Gladbach machen neben dem Büggel zwei weitere inhabergeführte Supermärkte mit: der Edeka von Markus Hetzenegger und der Rewe von Ursula Wintgens. Jeden Dienstag von 16 bis 18 Uhr kehrt Ruhe ein. Ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, findet Judith Pottgiesser. Sie ist Mitarbeiterin im unverpackt-Laden und selbst Autistin. „Aber es müssten viel mehr Geschäfte diesen Service anbieten“, sagt sie. „An mehreren Tagen und zu längeren Zeiten. Zwei Stunden pro Woche engen doch wieder sehr ein.“ Der Bedarf sei da, stellt sie fest. Seitdem der unverpackt-Laden mit einem Plakat auf die Stille Stunde aufmerksam macht, ist die Resonanz positiv. Auch Familien mit kleinen Kindern sowie ältere Menschen mit Rollator nutzen das Angebot. Jüngst kam eine Kundin mit Assistenzhund ins Geschäft und war begeistert. Entscheidend sei es jedoch, so Judith Pottgiesser dass man den Kundinnen und Kunden immer vermittelt: Sprecht uns an, wenn ihr Hilfe braucht oder wenn euch etwas stört. Und für Inhaberin Stefanie Marx-Bleikertz ist die Stille Stunde nur ein Teilaspekt, um barrierefreies Einkaufen zu ermöglichen. Sie hat sich im Zuge der Initiative auch eine Rampe für Rollstuhlfahrer angeschafft.
Katharina Kaul hat von der Stillen Stunde über Social Media erfahren. Als stellvertretende Vorsitzende des Inklusionsbeirats kennt sie viele Familien mit Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsene, die unter Reizüberflutung leiden. „Das sind autistische Menschen, aber auch Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung, die durch zu viele Reize beim Einkaufen getriggert werden oder auch Menschen ohne Diagnose, die einfach Schwierigkeiten mit Reizen haben“, sagt sie. Die Stille Stunde sei für diese Menschen eine neue Form der Barrierefreiheit. Eine Form, die sich einfach umsetzen lasse, da sie keinen Umbau erfordere.
Im Inklusionsbeirat überlegten sie, wie sich diese Idee für Bergisch Gladbach umsetzen lasse und erstellten ein passendes Konzept. Danach gingen sie auf den Edeka-Einzelhändler Markus Hetzenegger und die Rewe-Einzelhändlerin Ursula Wintgens zu. Beide sind sozial engagiert und waren gleich dabei. In der Planungsphase hat der Inklusionsbeirat beide Supermärkte bei der Umsetzung begleitet. Wichtig sei es gewesen, die Mitarbeitenden mitzunehmen. Sie müssen das Konzept der Stillen Stunde verstehen und mittragen. Zum Beispiel werden in dieser Zeit keine Waren ein- und ausgeräumt, das Kassenpiepsen wird ausgeschaltet und das Licht gedimmt. Nicht nur die Resonanz der Kundinnen und Kunden ist positiv. Auch die Beschäftigten profitieren: „Sie finden die Stille Stunde erholsam“, so Kaul. 2022 hat der Inklusionsbeirat für diese Initiative den Inklusionspreis NRW erhalten. Jetzt möchte der Inklusionsbeirat nach und nach weitere Einzelhändlerinnen und -händler für die Stille Stunde gewinnen.
Vor allem auch die Beschäftigten in den Blick zu nehmen, ist Frank Rokosch wichtig. Er ist bei der BGHW zuständig für Einwirkungen und Berufskrankheiten. „Die Mitarbeitenden verbringen bis zu acht Stunden in der Geräuschkulisse des Supermarktes. Das kann für empfindliche Menschen sehr anstrengend sein.“ Daher sollten Unternehmerinnen und Unternehmer die Gefährdungsbeurteilung für psychische Belastungen im Dialog mit ihren Beschäftigten durchführen. Rokosch hat an dem DGUV-Report „Lärmbelastung im Einzelhandel“ mitgewirkt (siehe Downloads). In diesem Report finden Unternehmerinnen und Unternehmer Praxishilfen für ihre Betriebe um Lärm zu mindern.
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