Herr Professor Karich, laut DGUV Statistik sind die Unfallzahlen mit Flurförderzeugen nach wie vor ein Unfallschwerpunkt. Woran liegt das?
Bernhard Karich: Flurförderzeuge wie Ameise oder Gabelstapler sind wichtige Hilfsmittel, die beim Heben und Tragen von schweren Gegenständen helfen, das ist erst einmal ein positiver Effekt. Aber aufgrund der Mechanik können sie in der Handhabung auch gefährlich sein. Wenn dann äußere Umstände wie Zeitdruck und Hektik hinzukommen und der Mensch, der sie bedient, auch noch ein geringes Risikobewusstsein hat, passieren Unfälle. Außerdem erlebe ich in den letzten Jahren eine Veränderung: Übergewicht und eine unvernünftige Lebensweise nehmen zu – unkoordinierte und unkonzentrierte Bewegungsabläufe sind die Folge und tragen zu Unfällen bei.
Die Unfälle führen häufig zu schweren oder schwersten Verletzungen. Was sind die typischen Unfallmechanismen? Was sehen Sie im Klinikalltag?
Bernhard Karich: Ein Blick in die DGUV Statistik zeigt und das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen aus den Unfallberichten: Bei den Flurförderzeugen wie dem Gabelstapler sind Anfahrunfälle der Klassiker, gefolgt von Unfällen beim Auf- und Absteigen. Quetschungen und Verletzungen durch umkippende Stapler kommen ebenfalls vor. Bei den Flurförderzeugen, die per Hand manövriert werden wie die Ameise, haben über die Hälfte der Verunfallten diese selbst bedient. An zweiter Stelle stehen Verunfallte, die angefahren oder gequetscht wurden. Bei uns auf dem OP-Tisch haben wir als Auswirkungen vor allem Verletzungen an den unteren Extremitäten: von den Füßen über die unteren Knöchel, Kniegelenke, Unterschenkel bis hoch zur Hüfte.
Welche chirurgischen Möglichkeiten nutzen Sie im Heinrich-Braun-Klinikum?
Bernhard Karich: Das hängt ganz von den Verletzungen ab. Der Schwerpunkt liegt auf der Rekonstruktion von Knochen und Weichteilen. Wir bauen auch die Haut neu auf. Unser Ziel ist es immer, die Extremitäten zu erhalten und zum Beispiel bei Fußverletzungen dafür zu sorgen, dass die Patientinnen und Patienten wieder mit entsprechendem Schuhwerk gehen können. Im Extremfall kommt es auch zu Amputationen.